Kommentar EU-Beitrittskandidaten: Offene Türen?

Es ist kein Geheimnis, dass die Erweiterungseuphorie in Brüssel nicht mehr in den Himmel wächst. Am 1. Januar 2013 wird man Kroatien als 28. Mitgliedsstaat begrüßen. Danach aber dürfte eine jahrelange Pause eintreten. Die Verhandlungen mit der Türkei liegen de facto auf Eis. Und die Bereitschaft, ein nach wie vor politisch nicht wirklich stabiles Serbien in die Arme zu schließen, ist auch nicht sonderlich ausgeprägt.

Das hat wenig mit den Ländern zu tun, die nun vor der Türe der Gemeinschaft stehen. Europa ist viel zu sehr mit eigenen Problemen beschäftigt, als dass es sich mit neuen Erweiterungen zusätzliche Herausforderungen aufladen könnte. Mitten in der Schuldenkrise muss im Laufe dieses und des nächsten Jahres die künftige Finanzierung der Familie auf die Beine gestellt werden. Die Stabilitätsunion soll geschaffen, die Anti-Krisen-Pakete müssen finanziert werden.

Da kommen teure Kostgänger, die an den gemeinsamen Fonds zerren, ungelegen. Trotzdem steht man im Wort und wird Belgrad deshalb zumindest den lukrativen Kandidatenstatus zubilligen. Danach aber sollte sich das Land auf eine lange Phase des Wartens einstellen - und diese nutzen, um an seiner demokratischen Stabilität und wirtschaftlichen Reformen zu basteln.

Dennoch wird man Serbien und das Kosovo sowie auf sehr lange Sicht auch die anderen Balkan-Staaten an sich binden wollen. Die letzten Monate und Jahre haben gezeigt, wie schnell die Region sich wieder zum Pulverfass vor allem ethnischer Unruhen entwickeln kann.

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