Europäische Union Die unermüdliche Stromsparpolizei aus Brüssel

BRÜSSEL · Der Kampf gegen die kleinen und großen Energiefresser in Haus und Büro ist in vollem Gange. Wer "A" sagt, muss ein neues Gerät kaufen. Als nächstes sind 2015 Kaffeeautomaten dran.

Ab kommendem Montag wird den wattstarken Staubsaugern der Garaus gemacht. Schon am 1. Januar 2015 folgen die Kaffeeautomaten. Dann wird es im Handel nur noch Geräte geben, die sich nach fünf Minuten (mit Isolierkanne) oder 40 Minuten (ohne Isolierbehälter) automatisch abschalten. Doch in Brüssel plant man längst weiter. In diesen Tagen haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Energiekommissar Günther Oettinger eine Liste mit weiteren 30 Produkten zusammengestellt, die in den Jahren 2015 bis 2017 auf ihre Energieeffizienz hin überprüft werden sollen.

Sie enthält vom Föhn über den Rasenmäher, den Akkuschrauber auch Heizungen für Schwimmbäder, Wasserkocher, Zubehör für Aquarien, Aufzüge, Gewächshäuser und Smartphones. Dabei geht es dieses Mal um mehr als nur die Frage, ob man die Leistung der Geräte auch mit geringerem Stromverbrauch erzielen kann.

Denn die so genannte Ökodesign-Richtlinie aus dem Jahre 2004 wurde mehrfach reformiert. Getreu dem ursprünglichen Grundsatz, den Energieverbrauch eines Produktes "über den gesamten Lebenszyklus von der Produktion bis zur Entsorgung" zu erfassen, will man in Brüssel zunehmend auch die Frage klären, wie viele Ressourcen bei der Herstellung verwendet wurden und wie diese nach dem Ende des Gebrauchs wiederverwendet werden können. Mobiltelefone enthalten beispielsweise seltene Metalle, deren Recycling angesichts der Marktdominanz Chinas dringend geboten erscheint.

Dass den Energieeffizienz-Experten in Brüssel in den nächsten Jahren die Arbeit ausgehen könnte, ist nicht zu befürchten. Denn die Richtlinie schreibt vor, dass grundsätzlich alle "energiebetriebenen Produkte (mit Ausnahme von Fahrzeugen)" überprüft werden, um stromsparender zu arbeiten. Bis 2020 sollen die Geräte 20 Prozent weniger Strom verbrauchen. Erst vor wenigen Wochen einigte man sich auf 30 Prozent für 2030.

Das alles geschieht keineswegs auf dem Wege eines Diktats aus Brüssel. Alle Listen werden mit den Herstellern und den Mitgliedstaaten abgesprochen. Auch die Berliner Vertreter bei der EU haben also abgesegnet, was da schon reguliert wurde - Glühbirne, Standby-Schaltungen, Straßenbeleuchtung, Monitore, Musikanlagen, Bürobeleuchtung, Klimaanlagen, Wäschetrockner, Setup-Boxen, Werkzeugmaschinen. Die ursprüngliche Liste, die das Konsortium Energy-Environment-Local Development Ltd. (EPTA) der Kommission vorgeschlagen hatte, umfasste 600 einzelne Produkte, die man in 25 Gruppen eingeteilt hatte. Knapp 60 blieben für den ersten Anlauf übrig. Im kommenden Jahr soll es weiter gehen.

Die wachsende Furcht der Verbraucher, sie könnten am Ende mit leistungsschwachen Produkten zuhause sitzen, versuchte der Fachverband Haushaltsgeräte im Zentralverband der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) schon vor einiger Zeit mit dem Hinweis zu entkräften: "Man wird auch in Zukunft noch hervorragend backen und kochen können." Und auch für die Kaffeeautomaten, die nach den Staubsaugern reguliert werden, gelte: "Wir erfinden den Kaffee zwar nicht neu, aber wir machen ihn billiger." Vorausgesetzt der Kunde zieht mit und tut das, was sich die Brüsseler Experten wünschen: Er entsorgt sein altes Gerät und ersetzt es durch ein neues aus der Energieeffizienzklasse "A".

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