IG-Bau-Chef Klaus Wiesehügel wird am Mittwoch 60 Jahre alt Die Gewerkschaftsarbeit lag schon in der Wiege

BONN · "Wenn man als Arbeiterkind am 1. Mai geboren wird, ist einem die Gewerkschaftsarbeit wohl in die Wiege gelegt", schreibt Klaus Wiesehügel auf seiner Internetseite über sich selbst. Dem gebürtigen Mülheimer - sein Vater war Betonbauer - war schon als Jugendlichem klar, was er einmal werden wollte: Gewerkschafter. Das war nicht schwer. Schwieriger schon, es dort so weit zu bringen. Seit mehr als 17 Jahren amtiert Wiesehügel als Chef der Gewerkschaft Bauen, Agrar, Umwelt und will sich beim nächsten Gewerkschaftstag im September in Berlin wiederwählen lassen.

 Am Tag der Arbeit 60: Klaus Wiesehügel.

Am Tag der Arbeit 60: Klaus Wiesehügel.

Foto: dpa

Wiesehügel, der nach der Lehre zum Betonbauer auch ohne Abitur Arbeitsrecht, Soziologie und Wirtschaftswissenschaften studieren konnte, ist gleichzeitig auch der erste Präsident der Bau- und Holzarbeiter Internationale (BHI), die etwa zwölf Millionen Gewerkschaftsmitglieder aus 130 Ländern repräsentiert.

Auch wenn er die Lobbyarbeit inzwischen in Berlin macht, ein Freund der Großstadt ist Wiesehügel, seinerzeit leidenschaftlicher Gegner des Regierungsumzugs, nie geworden. "Ich habe die ersten fünf Jahre auf dem Bauernhof meines Großvaters gelebt, diese Wurzeln haben meine Liebe zur Natur und zum Leben im ländlichen Raum geprägt", berichtet er von sich.

Dazu passt, dass er im rechtsrheinischen Dorf Bockeroth, einem Ortsteil von Königswinter, wohnt. Dazu passt auch seine Begeisterung für alpines Wandern, Radfahren und die eigenen Hühner. Für einen vielbeschäftigten Gewerkschafter viele Hobbys, zu denen auch das Kegeln zählt.

Als größten beruflichen Erfolg sieht Wiesehügel den bundesweit ersten Branchen-Mindestlohn aus dem Jahr 1997. Doch die Bilanz seiner Gewerkschaftsarbeit ist nicht ungetrübt: Die Mitgliederzahl der IG Bau ist von fast 700 000 im Jahr 1996 auf aktuell unter 300 000 zusammengeschrumpft. Schwierig wurde es für Wiesehügel auch Ende 2010, als es Zoff im Arbeitnehmerlager von Deutschlands größtem Baukonzern Hochtief gab: Dessen Betriebsratsvorsitzender Siegfried Müller warf Wiesehügel damals vor, mit dem spanischen Baukonzern ACS Absprachen zugunsten der IG Bau und zulasten der Mitarbeiter getroffen zu haben.

Von seinen politischen Gegnern wird Wiesehügel gern als Betongewerkschafter bezeichnet - auch weil er seine Positionen im Gegensatz zu anderen SPD-Mitgliedern nie wesentlich verändert hat. Er kämpfte gegen die Agenda 2010 und stemmt sich gegen die Rente mit 67. Er bezeichnet das als Standhaftigkeit, auf die er stolz sei: "Früher gehörte ich eher zum rechten SPD-Flügel, als ich in den 70ern gegen die Kommunisten kämpfte. In der Schmidt-Ära gehörte ich plötzlich zum linken Flügel, ohne dass sich mein Wertekanon verändert hätte. Ich war immer überzeugt davon, dass der Sozialstaat verteidigt werden muss. Die Welt um mich herum hat sich verändert", sagte er in einem Interview.

Umgedacht hat Wiesehügel allerdings beim Hauptstadt-Thema. So nahm er den SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück kürzlich für dessen Umzugs-Äußerungen in Richtung Berlin in Schutz.

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