Kommentar zum EU-Afrika-Gipfel Die EU ist am Zug

Meinung · Die vergleichsweise reiche EU darf etwa armen afrikanischen Ländern nicht weiter durch subventionierte Agrarprodukte vernichtende Konkurrenz machen, kommentiert Kristina Dunz.

Das Leid von Afrikanern ist unermesslich, die in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft ihr Leben riskieren und dann als Sklaven in Libyen stranden. Der Kummer von Eltern irgendwo in Afrika, die grundlos auf das Glück ihres Sohnes und damit auf die Entlastung der Familie setzen, ebenso. Wenn das doch nur aufhören würde.

Viele Flüchtlinge haben keine Chance, im fremden Europa oder Deutschland ein neues Leben aufzubauen. Was lebt, ist die Illusion. Diese zu nehmen, ist ein Anliegen der Kanzlerin, der lange vorgeworfen wurde, sie habe mit ihrer Willkommenskultur für syrische Flüchtlinge 2015 das Gegenteil getan. Beim EU-Afrika-Gipfel in Abidjan hat sie nun den Druck auf afrikanische Staaten erhöht, selbst mehr gegen illegale Migration zu tun, der Jugend bessere Perspektiven zu eröffnen und abgelehnte Asylbewerber zurückzunehmen. Sie macht das nicht, ohne Afrika Hilfe mit Investitionen und Bildung anzubieten.

Es ist nichts davon zu spüren, dass Angela Merkel nur geschäftsführend im Amt und die Bildung einer neuen Regierung erst einmal ungewiss ist. Doch ohne ein grundsätzliches Umsteuern auch der Europäischen Union wird Merkel außer einigen bilateralen Abkommen keinen großen Wurf schaffen. Die vergleichsweise reiche EU darf etwa armen afrikanischen Ländern nicht weiter durch subventionierte Agrarprodukte vernichtende Konkurrenz machen. Das mag Freihandel sein, ist aber kurzsichtig und verschlimmert die Not der Menschen. Sie werden sich weiter auf den Weg in das ihrer Ansicht nach gelobte Europa machen.

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