Bergung der Costa Concordia Die Bergung verzögert sich, die Kritik wächst

ROM · Wie hart der Granit ist, die das Fundament der Insel Giglio bildet, zeigte sich bereits am 13. Januar 2012, dem Tag der Katastrophe. Seitdem die Costa Concordia nach einem waghalsigen Manöver die Felsen vor Giglio rammte, zieht sich ein 70 Meter langer Riss durch ihren Bauch.

Hier trat das Wasser ein, das zur Havarie des Kreuzfahrtschiffes und zum Tod von 32 Personen führte. Und wieder einmal hat der Granit die Pläne der Costa Concordia durchkreuzt.

Auch eineinhalb Jahre nach dem tragischen Unglück liegt der havarierte Schiffsrumpf weiter regungslos vor der Insel. Knapp 500 Arbeiter und Techniker bereiten den Abtransport des Wracks vor, der sich allerdings schwieriger gestaltet als gedacht. Zu etwa Zweidritteln sei der Bergungsprozess bereits abgeschlossen, heißt es beim Firmenkonsortium Titan-Micoperi.

Zu sehen ist davon kaum etwas. Sechs Unterwasserplattformen mussten zur Aufrichtung des Schiffs errichtet werden. Weil die Plattformen nur unter großem Aufwand im harten Meeresboden befestigt werden konnten, haben sich die Arbeiten weiter verzögert. Auch der zweite Sommer, wohl auch das zweite Jahr, werden vergehen, ehe Giglio vom andauernden Anblick der Katastrophe befreit sein wird.

Umweltschützer äußern Kritik an der Bergung. Zwar sei das Wasser bislang nicht verunreinigt. "Die Arbeiten haben den Meeresboden vor Giglio zerstört", sagt Stefano Venneri vom Umweltverband Legambiente.

Die mit der Bergung beauftragten Firmen Titan Salvage und Micoperi hätten mehrmals umdisponieren und wesentlich mehr Löcher in den Boden bohren müssen als vorhergesehen. "Außerdem sind die Verantwortlichen auch eineinhalb Jahre nach dem Unglück nicht imstande, einen festen Zeitpunkt für den Abtransport sowie den Zielhafen zu nennen", kritisiert Venneri.

[kein Linktext vorhanden]Tatsächlich hat sich der Zeitplan immer wieder verschoben. Zunächst kündigten die Verantwortlichen an, die Bergung würde neun Monate in Anspruch nehmen. Inzwischen sind 18 Monate seit der Havarie vergangen. Auch die von der Reederei Costa Crociere und ihren Versicherungen getragenen Kosten sind von anfangs geschätzten 250 Millionen Euro auf über 300 Millionen Euro gestiegen.

Die einzige Information, die man in diesen Tagen bei Titan-Micoperi im Hinblick auf den zeitlichen Ablauf bekommt, lautet, dass das Schiff bis September 2013 aufgerichtet werden soll. Dann müssen Techniker den bisher im Wasser liegenden Teil des Schiffes auf Schäden untersuchen, diese reparieren und das Wrack auf den Abtransport vorbereiten. Mit insgesamt 30 an den Seiten des Wracks befestigten Containern, von denen derzeit bereits vier angebracht sind, soll die Concordia Auftrieb bekommen und dann in einen italienischen Hafen zum Abwracken geschleppt werden.

Die Rede ist vom toskanischen Piombino, als möglicher Termin für den Abtransport wurde März 2014 genannt. Doch eine offizielle Bestätigung dieser Angaben gibt es nicht. "Das Schiff muss in den nächstliegenden Hafen transportiert werden", fordert Sebastiano Venneri von Legambiente.

Bei Titan-Micoperi weist man auf die Komplexität der Bergung hin. In einem so komplizierten, nie dagewesenen Projekt könne man nur "Schritt für Schritt" vorankommen und keine Prognosen machen.

Das trifft ganz offensichtlich zu. Auf der Webseite, die für die Bergung eingerichtet wurde, ist zu lesen: Es sei "irreführend und unrealistisch", einen präzisen Zeitpunkt für das Ende der Arbeiten zu fixieren. Im nächsten Satz heißt es dann, nach den letzten Planungen werde das Wrack zum "Ende des Sommers 2013" abtransportiert.

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