Politiker François Bayrou im Porträt Der Präsidentenmacher

Paris · Der französische Mitte-Politiker François Bayrou bietet Kandidat Emmanuel Macron eine Allianz an. Seinen Meinungsumschwung erklärte er mit der Notwendigkeit, „unsere Kräfte zu vereinen“, anstatt einander durch diverse Kandidaturen gegenseitig Konkurrenz zu machen – und damit dem Front National den Weg freizuräumen.

 Chef der französischen Zentrumspartei Modem: François Bayrou.

Chef der französischen Zentrumspartei Modem: François Bayrou.

Foto: AFP

Erhofft er sich einen Ministerposten? Spekuliert er vielleicht sogar auf das Amt des Regierungschefs? Oder geht es François Bayrou wirklich in erster Linie darum, Frankreich vor dem Risiko einer rechtsextremen Präsidentin Marine Le Pen zu bewahren, wie er selbst sagt? In jedem Fall gelang es dem 65-jährigen Chef der französischen Zentrumspartei Modem („Mouvement démocrate“, also „Demokratische Bewegung“), wieder aus der politischen Versenkung aufzutauchen, indem er nun dem sozialliberalen Präsidentschaftskandidaten Emmanuel Macron eine gemeinsame Allianz anbot. Er werde „alles tun, um zu helfen“, erklärte Bayrout nach einem Treffen: „Wir haben nicht über Einzelinteressen gesprochen, keine Verhandlungen geführt. Es ist nicht: Ich kaufe, du verkaufst. Nichts von alledem.“

Der 39-jährige Ex-Wirtschaftsminister Macron ergriff die ausgestreckte Hand und betonte „unsere gemeinsamen Werte und Ideen“. Unterstützung kann er brauchen, nachdem er in Umfragen auf den dritten Platz hinter Rechtspopulistin Marine Le Pen und den Republikaner François Fillon zurückgefallen ist. Macrons jüngste Aussagen in Algerien, Frankreich habe in der Kolonialzeit „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ begangen, ernteten viel Kritik. Auch Bayrou wahrte bislang Abstand zu dem früheren Investmentbanker, den er vor Kurzem noch als „Kandidaten der Macht des Geldes und der globalisierten Finanzströme“ bezeichnete.

Seinen Meinungsumschwung, ja seine „selbstlose Geste“, erklärte der frühere Bildungsminister Bayrou mit der Notwendigkeit, „unsere Kräfte zu vereinen“, anstatt einander durch diverse Kandidaturen gegenseitig Konkurrenz zu machen – und damit dem Front National den Weg freizuräumen. Zwar besitzt der Vater von sechs Kindern, der seit mehr als 40 Jahren verheiratet ist, aus einer einfachen Bauernfamilie stammt und Literaturwissenschaft studierte, ein positives Image als ehrlicher und in der Provinz verankerter Politiker. Doch Umfragen sagten ihm nur fünf bis sechs Prozent der Stimmen voraus; Macron hatte bereits die politische Mitte besetzt.

Bei drei Präsidentschaftswahlen war Bayrou mit einem pro-europäischen, gemäßigt liberalen Programm angetreten, um eine Alternative zu Sozialisten und Konservativen zu verkörpern. Während ihm 2007 ein Achtungserfolg als dritte Kraft mit 18,6 Prozent gelang, erreichte er 2012 nur noch neun Prozent. Mit seiner Wahlempfehlung für François Hollande und gegen Nicolas Sarkozy, den er persönlich verachtet, konnte er aber den Ausgang entscheidend mit beeinflussen. Belohnt wurde der Präsidentenmacher jedoch nicht: Bei den darauffolgenden Parlamentswahlen verlor er mangels Absprachen mit politischen Verbündeten sein Abgeordnetenmandat und zog sich ganz auf seine Rolle als Bürgermeister der Pyrenäenstadt Pau zurück.

Im aktuellen Wahlkampf hatte Bayrou eigentlich auf den konservativen Ex-Premierminister Alain Juppé gesetzt, der jedoch Fillon bei den Vorwahlen unterlag. Den Ausschlag, diesem den Rücken zu kehren, gab weniger das Programm, sondern Fillons Affäre um die hohen Honorare für seine Frau als angebliche parlamentarische Mitarbeiterin.

Er wolle einen echten Wandel der politischen Praktiken und ein Gesetz über die „Moralisierung“ des öffentlichen Lebens, sagte Bayrou. „Ich verleugne nicht meine Träume und Ziele.“ Ob dazu auch eine wichtige Rolle in einer künftigen Regierung gehört, das verschwieg er noch.

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