40 Jahre Deutsche Krebshilfe Der Kampf gegen die tödliche Bedrohung

Der Tod ist ein übermächtiger Gegner. In den Köpfen der Menschen und vor allem für die, die mit ihm ringen, weil sie Krebs haben. Als die Deutsche Krebshilfe Mitte der 70er Jahre gegründet wurde, musste sie zunächst beides angehen: das gesellschaftliche Stigma der Krankheit, die fast synonym für Sterben stand, und die medizinische Behandlung, die so unausgereift war, dass die Aussichten auf Heilung tatsächlich sehr gering waren.

 Legendär: Die Gründungssitzung der Deutschen Krebshilfe in der Villa Hammerschmidt 1974.

Legendär: Die Gründungssitzung der Deutschen Krebshilfe in der Villa Hammerschmidt 1974.

Foto: Krebshilfe

Am Donnerstag begeht die Deutsche Krebshilfe ihr 40-jähriges Jubiläum mit einem Festakt an der Stelle, wo sie am 25. September 1974 ins Leben gerufen wurde: In der Villa Hammerschmidt. Präsident Fritz Pleitgen macht die Bedeutung dieser Institution deutlich, wenn er sagt: "In den 40 Jahren seit ihrer Gründung hat die Deutsche Krebshilfe maßgeblich dazu beigetragen, die Situation krebskranker Menschen und ihrer Angehörigen zu verbessern und ihren Anliegen Gehör zu verschaffen. Ohne die Arbeit dieser wirkungsvollen Bürgerbewegung gegen den Krebs wäre dies nicht möglich gewesen."

Rückblick: "Das Thema Krebs war damals reif. Es wurde sofort von der Gesellschaft angenommen", sagt Hauptgeschäftsführer Gerd Nettekoven über die Gründung der Krebshilfe durch Mildred Scheel, die Frau des damaligen Bundespräsidenten Walter Scheel. Schon im ersten Jahr sammelte sie sieben Millionen Mark an Spendengeldern ein. "Scheel war selbst Röntgenärztin und hat das Leid der Patienten miterlebt." Sie wollte das Thema aus der gesellschaftlichen Tabuzone herausholen. "Ihre Vision war es, aus der Krebshilfe eine Bürgerbewegung zu machen. Das ist ihr geglückt", sagt Nettekoven. Er ist 1977 zur Organisation gekommen und hat ihre Anfänge miterlebt. 380.000 Einzelspender hat Nettekoven 2013 verzeichnet. "Das ganze Land beteiligt sich. Und dabei ist es egal, ob einer 100.000 Euro spendet oder die alte Dame aus der Eifel 20 Euro - die Summe macht's."

Nahezu jeder ist von Krebs betroffen, ob direkt oder indirekt. Auch dank der konsequenten Art von Mildred Scheel, die das Thema offensiv auch über die Medien in die Gesellschaft trug, wurde die Krankheit nach und nach enttabuisiert. Mit Geldern der Krebshilfe, die von Beginn an rein aus Spenden finanziert wird, wurden erste Krebszentren und damit überhaupt Strukturen zum Kampf gegen die Volkskrankheit geschaffen. Investitionen in Kliniken und Forschung gehören bis heute zu den Kernfeldern. "Gerade die Studien sind die Basis für erfolgreiche Therapien", sagt Nettekoven. Rund 40 Millionen Euro fließen jährlich in die Wissenschaft. "Damit sind wir der größte Geldgeber neben den staatlichen Stellen", sagt Nettekoven.

Weitere Meilensteine: Die Palliativmedizin wurde durch die Krebshilfe im ganzen Land verankert, also Schmerztherapie für unheilbar erkrankte Patienten. "Da ist die Situation noch nicht optimal", sagt Nettekoven. "Aber es hat sich unheimlich viel getan." Ein weiteres Beispiel: Die massive Förderung der Kinderkrebsmedizin. "In den 70er Jahren ist fast jedes krebskranke Kind gestorben", sagt Nettekoven. "Heute werden vier von fünf Kindern geheilt."

Im Jahr 2013 hat die Deutsche Krebshilfe 92 Millionen Euro eingenommen. 25 Millionen Euro davon aus Einzelspenden, ganze 45 Millionen aus Erbschaften. Knapp 70 Millionen Euro gingen davon in konkrete Projekte. Rund fünf Millionen Euro verteilt die Krebshilfe jährlich als Hilfestellung an in Not geratene Betroffene - mehr als 10.000 Anträge werden bewilligt.

Einen besonderen Schwerpunkt setzt die Krebshilfe bei der Förderung der Forschung. "Das ist wichtig, weil es noch immer Arten von Krebs gibt, die fast nicht heilbar sind, so wie Gehirntumore oder Bauchspeicheldrüsenkrebs", sagt Nettekoven. Zudem steigt die Zahl der Erkrankten an, was allerdings damit zu tun hat, dass die Deutschen immer älter werden. "Und Krebs ist vor allem eine Krankheit des Alters, auch wenn es natürlich Jüngere treffen kann."

Die größte Herausforderung der Gegenwart ist laut Nettekoven die optimale Versorgung der Menschen, egal ob jemand in Berlin, Bonn oder im Bayerischen Wald wohnt. Zudem ist die Prävention und Aufklärung zu einem Hauptaugenmerk geworden. "Experten sagen, dass man durch frühe Erkennung die Hälfte der Menschen von der Erkrankung verschonen kann", sagt Nettekoven. Mit Bewegung und einem gesundheitsbewussten Verhalten könne jeder selbst "schon viel bewirken".

Die Deutsche Krebshilfe hat sich stets zu ihrem Standort in Bonn bekannt. Mehr als 100 Mitarbeiter hat sie hier. In Berlin besteht ein kleines Büro für wichtige Lobbyarbeit in unmittelbarer Nähe zur Politik. Der 40. Geburtstag bedeutet für Gerd Nettekoven aber keinesfalls Feiern: "Wir wollen allen Spendern Danke sagen. Wir sind nur die, die eine Aufgabe und die Verantwortung haben. Die Grundlage ist die Bevölkerung." Aber die Krebshilfe könne eine erfolgreiche Bilanz ziehen. "Ohne die tatkräftige Unterstützung zahlreicher engagierter Bürgerinnen und Bürger könnte die Deutsche Krebshilfe ihre wichtigen Aufgaben im Rahmen der Krebsbekämpfung nicht bewältigen. Mit den uns anvertrauten Spenden haben wir in den vergangenen 40 Jahren rund 3700 Projekte gefördert", sagt Geschäftsführer Hans-Peter Krämer.

Der Tod ist auch heute noch ein starker Gegner. Doch in Verbindung mit Krebs denken die meisten Menschen mittlerweile eher an Heilung als an Sterben. Und das aus gutem Grund: Deutlich mehr als die Hälfte der von Krebs befallenen Menschen überlebt. Die Deutsche Krebshilfe hat daran gewichtigen Anteil.

Spendenkonto: Deutsche Krebshilfe, Kreissparkasse Köln, Konto 828282, BLZ 370 502 99.

Was ist Krebs?

Krebs bezeichnet die Bildung eines Tumors, also die bösartige Neubildung von Gewebe. Auch Leukämie, eine Erkrankung des blutbildenden und lymphatischen Systems, wird umgangssprachlich Blutkrebs genannt. Gutartige Tumore wie etwa Fettgeschwülste werden in der Medizin nicht als Krebs bezeichnet. Die Krankheit kann sehr unterschiedlich ausgelöst werden, hat aber immer zur Folge, dass das genetische Gleichgewicht der Körperzellen angegriffen wird. Theoretisch kann jedes Organ betroffen sein.

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