Kommentar zu Syrien Der Horror für das syrische Volk

Meinung | Washington · Dass die Führungsmächte Moskau und Washington fahrlässig oder mit voller Absicht eine Feuerpause hintertreiben und dadurch Assad Oberwasser gewinnen lassen, ist erschütternd.

 Ein Hilfskonvoi in Aleppo am 19 September 2016.

Ein Hilfskonvoi in Aleppo am 19 September 2016.

Foto: dpa

Wer nicht viel erwartet, kann nicht enttäuscht werden. Vom Jahreshauptversammlungs-Palaver der Vereinten Nationen hatte niemand viel erwartet. Jedenfalls nicht das syrische Volk. Zum x-ten Mal vernimmt es in dieser Woche während der Generalversammlung der Weltgemeinschaft in New York, dass die Welt ihm das Beste wünscht. Was im vorliegenden Fall nur die Beendigung der Hölle sein kann, die der Geiselnehmer seines Volkes, Baschar al-Assad, gemeinsam mit Helfershelfern (Russland vorneweg) jeden Tag neu entfacht.

Aber nach Frieden sieht es im sechsten Jahr des Zermürbens, Taktierens und Zehntausendfachen Tötens nicht aus. Im Gegenteil. Russland und Amerika beschuldigen sich wechselseitig der Unterstützung, Duldung oder Begünstigung von Kriegsverbrechen. Nichts anderes ist die perfide Zerstörung eines Konvois mit Hilfsgütern für die Elenden des Bürgerkrieges und die diesem Gau vorausgegangene irrtümliche Bombardierung syrischer Truppen durch US-geführte Kampfjets. Damit fallen die einzig denkbaren Garanten für einen Waffenstillstand aus. Aus „ehrlichen Maklern“ sind Saboteure geworden.

Dass die Führungsmächte Moskau und Washington fahrlässig oder mit voller Absicht eine Feuerpause hintertreiben und dadurch Assad Oberwasser gewinnen lassen, ist erschütternd. Bedeutet die beispiellose Grenzverletzung doch, dass für die Menschen in Syrien der Horror weitergeht. Und damit das Flüchtlingselend, das in dieser Woche bei den Vereinten Nationen übergroß im Schaufenster steht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Gespalten
Kommentar zum Stand der deutschen Einheit Gespalten