Unionsfraktionschef Volker Kauder Der Farbenlehrer

BERLIN · Im notorisch aufgeregten Regierungsviertel sorgte vor einigen Wochen eine Meldung, genauer gesagt eine Spekulation, für zusätzliche Unruhe. Das lange Jahre bewährte Vertrauensverhältnis zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihrem ersten Mann in der Unionsfraktion, Volker Kauder, habe Risse bekommen.

 Farbenfroher Unions-Mann: Volker Kauder.

Farbenfroher Unions-Mann: Volker Kauder.

Foto: dpa

Einige Tage trieb diese Mutmaßung durch Berlin, ehe Unionsfraktionschef Kauder die Vorneverteidigung suchte: "Nicht alles, was geschrieben wird, stimmt. Angela Merkel und ich sind sehr gute Freunde. Wir vertrauen uns. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen", ließ er via "Bild" wissen.

Beim Empfang zu Merkels 60. Geburtstag vergangene Woche betonte Kauder noch einmal die tiefe Verbundenheit der beiden politischen Weggefährten: Hier die Kanzlerin und mit ihr (meist) im Gleichschritt der Fraktionschef. Große Koalition, das weiß auch Kauder, ist kein politischer Dauerzustand in Deutschland, auch wenn Kauder vor allem mit (dem 2012 verstorbenen) Peter Struck, seinem SPD-Pendant zu Zeiten von Schwarz-Rot zwischen 2005 und 2009, sogar befreundet war.

Doch als Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion muss der 64 Jahre alte Jurist auch an neue Optionen für die Zeit nach 2017 denken. Und siehe da, Kauder, dem die FDP bislang immer näher war als die Grünen, betonte jetzt, die Union sollte in jedem Fall eine neue Koalition anstreben, falls die FDP nicht in Frage komme.

Die Chefin des Allensbach-Institutes, Renate Köcher, warnte diese Woche: "Wenn es die FDP in den nächsten drei Jahren nicht schaffen sollte, muss man sich fragen, ob diese Partei weiter existieren wird." Bereits wenige Tage vor Kauder hatte CDU-Generalsekretär Peter Tauber betont, er wolle sich für eine Koalition mit den Grünen starkmachen. So spielt also auch Kauder, wenngleich mit gebremster Begeisterung, mit der schwarz-grünen Karte.

Die Brücke dazu wäre eine gelungene Energiewende, die Merkel zu einem zentralen Zukunftsprojekt dieser großen Koalition auserkoren hat. Grünen-Chef Cem Özdemir, der Anfang Juli Merkel bei ihrer China-Reise begleitete, hatte nach einer Rede der Kanzlerin in Peking festgestellt, die CDU-Vorsitzende nehme mit ihrem Werben für Nachhaltigkeit und Umweltschutz klare Anleihen bei seiner Partei. Schwarz-Grün auch im Bund ist für Özdemir folglich nicht unmöglich: "Schwarz-Grün ist im vorigen Herbst auch deshalb gescheitert, weil wir mitten in der inhaltlichen und personellen Erneuerung waren."

Kauder müsste als Fraktionschef den Boden für einen möglichen Koalitionswechsel nach 2017 hin zu Schwarz-Grün mit bereiten. Er verweist schon mal darauf, dass die Chancen für Rot-Rot-Grün derzeit ohnehin nicht die besten seien. Den Gesetzen der Ampel folgend, könnte der frühere CDU-Generalsekretär nach Rot und Gelb schließlich auf Grün schalten. Kauder hat einmal gesagt, wenn er nicht in die Politik gegangen wäre, wäre er gerne Zirkusdirektor geworden. Beste Voraussetzungen, sollte man meinen, für einen Topjob im politischen Berlin.

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