Kommentar zum G20-Gipfel China hat versagt

Meinung | Hangzhou · Das Verhalten der angeblich so selbstbewussten neuen Weltmacht zeigt, dass sie nicht einmal die einfachsten diplomatischen Gepflogenheiten verstanden hat.

 Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel wird vom chinesischen Präsidenten Xi Jinping beim G20-Gipfel in Hangzhou begrüßt.

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel wird vom chinesischen Präsidenten Xi Jinping beim G20-Gipfel in Hangzhou begrüßt.

Foto: dpa

Gastgeber China verhält sich beim G20-Gipfel albern und einfältig. Dem US-Präsidenten bei seiner Ankunft die Flugzeugtreppe zu verwehren und US-Topdiplomaten von chinesischen Sicherheitskräften zusammenstauchen zu lassen – ein solches Verhalten zeugt davon, dass die angeblich so selbstbewusste neue Weltmacht nicht einmal die einfachsten diplomatischen Gepflogenheiten verstanden hat. Trotz der im Vorfeld so perfekten Inszenierung hat die chinesische Führung als Gastgeber eines Treffens mit so vielen wichtigen Staats- und Regierungschefs damit kläglich versagt.

Und dieser Eklat ist kein Versehen. Schon seit Monaten schreiben chinesische Staatsmedien das Ende der „westlichen Überlegenheit“ herbei. Brexit, Flüchtlingskrise, Terrorangst und Populisten wie Donald Trump als möglicher nächster US-Präsident offenbarten die Mängel westlicher Demokratien. Die „Global Times“, eine für ihre nationalistischen Kommentare berüchtigte Zeitung, ist sich bereits sicher: Der Westen kann seine eigenen Probleme nicht mehr lösen. Obama ist für sie der Inbegriff mangelnder Durchsetzungskraft pluralistischer Demokratien.

Zwar mag China punktuell eine Reihe anderer Autokraten hinter sich wissen. Doch ob sich Xi, Putin und Erdogan wirklich nahe stehen, ist stark anzuzweifeln – zu sehr misstrauen sie einander.

Trotzdem sollten die europäischen Regierungschefs zu einer gemeinsamen China-Strategie finden und dem neuen Chauvinismus aus Fernost Grenzen setzen. Sonst droht schon bald auch Merkel beim Peking-Besuch der Ausstieg aus dem Notausgang.

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