Blaues oder rotes Dokument Briten stecken nach Brexit im Reisepass-Schlamassel

London · Nach dem Austritt aus der EU sollen die bislang roten Reisepässe der Briten wieder blau werden. Durch den Auftrag stecken stolze Bewohner der Insel nun aber in einer Zwickmühle.

 Noch sind britische Reisepässe rot. Bald werden sie wieder blau sein.

Noch sind britische Reisepässe rot. Bald werden sie wieder blau sein.

Foto: dpa

Die Begeisterung der Brexiters war groß, als die Regierung in London kurz vor Weihnachten 2017 eine entscheidende Weichenstellung im Zusammenhang mit dem EU-Austritt verkündete: Die britischen Reisepässe sollen nach dem Brexit nicht mehr mit dem burgunderroten Einband der Union versehen sein, sondern mit einem in stolzem Marineblau, bedruckt mit noblen goldenen Lettern. Die „Erniedrigung“ der Untertanen Ihrer Majestät durch die roten EU-Einheitspässe werde damit ein Ende haben, triumphierte der konservative Abgeordnete Andrew Rosindell.

Die Geschichte mit den patriotischen Reisepässen hat allerdings einen gewaltigen Pferdefuß, wie sich jetzt herausstellt. Denn bei der Neuvergabe des lukrativen Auftrags zur Herstellung der neuen Ausweispapiere musste die britische Regierung, als Noch-Mitglied der Union, auch Anbieter auf dem Kontinent zum Wettbewerb einladen. Ergebnis der Ausschreibung: Das beste Angebot für den Zehn-Jahres-Kontrakt kommt vom französisch-niederländischen Anbieter Gemalto.

Die britische Druckerei De La Rue, die die seit 1988 gebräuchlichen burgunderroten Pässe herstellt, zog im Wettbewerb um den rund 500 Millionen Pfund schweren Auftrag den Kürzeren. Die neuen, marineblau-goldenen Reisedokumente, international sichtbare Zeichen britischen Nationalstolzes, werden also aller Voraussicht nach auf dem ungeliebten Kontinent hergestellt und auf die Inseln importiert.

Für nationalstolze Briten eine echte Zwickmühle: den alten EU-roten Pass aus britischer Produktion behalten, bis er abgelaufen ist? Oder zum patriotisch unbedenklichen blau-goldenen Dokument wechseln, das nur leider aus kontinentaler Produktion stammt? Nicht gerade eine Win-win-Situation – also ganz gut passend zum gesamten Brexit-Schlamassel.

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