Ablehnung eines muslimischen Schülers Bonner machen sich für Bülent stark

BONN · Die Bonner überparteiliche Initiative "Kurze Beine - kurze Wege" hat im Fall der Ablehnung eines muslimischen Schulanfängers durch eine katholische Grundschule in Paderborn kurzfristig eine "Petition für Bülent" für die Aufnahme des Jungen ins Internet gestellt. Bis Donnerstagnachmittag gab es bundesweit rund 1600 Unterschriften.

Das Oberverwaltungsgericht (OVG) in Münster hatte am Mittwoch in einem Eilentscheid den entsprechenden Ablehnungsbeschluss des Verwaltungsgerichts Minden bestätigt, da es schulrechtliche Vorschriften katholischen Schulen erlauben, die Teilnahme am katholischen Religionsunterricht und an Schulgottesdiensten zu verlangen. Die Unterschrift dazu hatten die Eltern des Jungen verweigert.

"Dabei besagt doch das Grundgesetz, dass niemand wegen seiner religiösen Anschauungen benachteiligt werden darf", sagt der Bonner Petitionssteller Max Ehlers als Sprecher der Gruppe. Es klinge zwar einleuchtend, dass die katholische Bonifatiusschule die Bereitschaft zu Religionsunterricht und Gottesdienstbesuch voraussetzen dürfe. "Verkannt wird dabei aber, dass es sich auch hier um eine öffentliche Schule in Trägerschaft der Stadt handelt, die ausschließlich aus allgemeinen Steuermitteln finanziert wird", meint Ehlers, dessen Initiative sich auch schon in Bonn für eine aus ihrer Sicht "faire Verteilung der Grundschulplätze unabhängig von Herkunft, Konfessions- und Religionszugehörigkeit" eingesetzt hat.

In Paderborn seien zwei Drittel aller Schulen katholisch, obwohl etwa an der Bonifatiusschule nur 42,5 Prozent der Kinder katholisch getauft seien, so Ehlers. Die derzeitige Praxis einer Trennung von Kindern nach ihrer Religion an öffentlichen Grundschulen in NRW sei angesichts der gesellschaftlichen Realitäten nicht mit dem Grundgesetz und den politischen Zielen aller demokratischen Parteien vereinbar.

Im Fall des Jungen Bülent komme hinzu, dass dessen Schwester schon problemlos die Bonifatiusschule besuche und trotzdem wie andere Kinder nicht am Religionsunterricht teilnehmen müsse. Das Brüderchen habe die Schule nun aber aus genau diesem Grunde vor die Tür gesetzt. "Die Schule hat früher sogar Abmeldevordrucke für den Religionsunterricht ausgegeben", führt Max Ehlers an. Jetzt soll der Schulbesuch des Geschwisterkinds Bülent an einem anderen Formular scheitern. Dem i-Dötzchen stünden nun an einer Alternativschule statt fünf Minuten Schulweg 50 Minuten bevor. Als Konsequenz werde deshalb wohl die Schwester die Schule wechseln müssen. Die Bonner Gruppe kann es nicht fassen.

Dabei schreibe die Schule es sich auf ihrer Homepage als wichtige Aufgabe zu, "unsere Schüler unterschiedlicher sozialer und ethnischer Herkunft, die in vielschichtigen Traditionen verwurzelt sind, zusammenzuführen." Der muslimische Nachbarsjunge finde aber keinen Platz, während sich alle seine Kindergartenfreunde auf der katholischen Schule wiederträfen.

"Wir fordern also, dass auch Bülent in der Grundschule seines Wohnviertels aufgenommen wird."

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