Nach den Anschlägen von Brüssel Blick in ein verwobenes Terrornetzwerk

Brüssel · Reisen, Überweisungen und DNA-Spuren: Fahnder finden viele Verbindungen zwischen den Anschlägen von Brüssel und Paris.

Die Verbindungen zwischen den Terroristen und Verdächtigen sind vielfältig und teils unübersichtlich. Doch im Zuge der Ermittlungen wird immer klarer, dass in Paris und Brüssel wohl Angehörige des gleichen Terrornetzwerks zuschlugen. Ein Überblick:

MOHAMED ABRINI: Der am Freitag nach monatelanger Fahndung festgenommene 31-jährige Belgier ist der „Mann mit dem Hut“, den eine Überwachungskamera am 22. März mit den beiden Selbstmordattentätern am Brüsseler Flughafen filmte. Abrini wurde schon wegen mutmaßlicher Beteiligung an den Pariser Anschlägen mit 130 Toten gesucht. In den Tagen davor war er in Frankreich an der Seite des Terrorverdächtigen Salah Abdeslam unterwegs und mietete mit diesem auch eine Unterkunft der Terroristen im Pariser Vorort Alfortville. Am Abend der Anschläge selbst soll er nach Angaben seiner Familie aber in Brüssel gewesen sein.

SALAH ABDESLAM: Der 26-jährige Franzose war bis zu seiner Festnahme in der Brüsseler Gemeinde Molenbeek am 18. März monatelang der meistgesuchte Mann in Belgien. Er sitzt seither in Haft – und könnte eine Schlüsselfigur der Anschläge sein. Nach Erkenntnissen der Ermittler fuhr Abdeslam mit Attentätern aus Belgien zu den Anschlägen in Paris, bei denen am 13. November sein Bruder Brahim und sechs weitere Attentäter ums Leben kamen. Salah soll ein Killerkommando zum Stade de France gefahren haben, anschließend stellte er den Wagen im 18. Pariser Arrondissement ab. Er legte einen Sprengstoffgürtel im Vorort Montrouge ab. Warum er sich nicht in die Luft sprengte, ist noch unklar. Sein Bruder sagte nach einem Gefängnisbesuch, er habe ein größeres Blutbad verhindern wollen. Abdeslam soll später Fingerabdrücke auf einem Wasserglas in der Wohnung hinterlassen haben, die Khalid El Bakraoui (27) im Stadtteil Forest gemietet hatte. Wenige Tage nach Abdeslams Festnahme sprengte sich El Bakraoui in der Brüsseler Metro in die Luft, sein Bruder Ibrahim (30) zündete eine der Bomben am Flughafen.

NAJIM LAACHRAOUI: Der Elek-tromechaniker aus der Brüsseler Gemeinde Schaerbeek gilt als Bombenbauer der Attentäter. Sprengstoff, der in Paris verwendet wurde, soll seine DNA getragen haben. Der 24-Jährige starb als Selbstmordattentäter am Brüsseler Flughafen. 2013 soll er sich als einer der ersten belgischen Dschihadisten der Terrormiliz Islamischer Staat angeschlossen haben. Unter dem falschen Namen Soufiane Kayal fiel Laachraoui im September 2015 bei einer Kontrolle auf dem Weg von Ungarn nach Österreich auf – zusammen mit Salah Abdeslam und Mohamed Belkaid. Dieser kam bei einer Polizeiaktion in dem Versteck in Forest ums Leben, auf die von ihm genutzte falsche Identität lief zudem eine Geldüberweisung an die Cousine des mutmaßlichen Terror-Organisators Abdelhamid Abaaoud.

IBRAHIM EL BAKRAOUI: Der verurteilte Gewaltkriminelle wurde im Sommer 2015 an der türkisch-syrischen Grenze aufgegriffen und nach Amsterdam geschickt. El Bakraoui sprengte sich mit Najim Laachraoui am Brüsseler Flughafen in die Luft.

KHALID EL BAKRAOUI: Der jüngere Bruder von Ibrahim el Bakraoui zündete die tödliche Bombe in der Brüsseler Metro. Der 27-Jährige mietete unter Tarnnamen die Wohnung in Forest und ein Haus in Charleroi, in dem die Attentäter sich vor den Anschlägen von Paris aufgehalten haben sollen.

ABDELHAMID ABAAOUD: Der mutmaßliche Drahtzieher der Anschläge von Paris soll eine Wohnung in Athen gemietet haben, in der die Polizei im Januar 2015 Pläne für einen Anschlag auf den Brüsseler Flughafen gefunden hat. Der 28-jährige Belgier war einer der Männer, die als „Terrassen-Kommando“ Bars im Osten von Paris ins Visier nahmen. netzwerkEr starb wenige Tage danach beim Einsatz eines Spezialkommandos im Vorort Saint-Denis, wie auch der neunte Angehörige der Terrorkommandos vom 13. November. Sie sollen einen weiteren Anschlag im Geschäftsviertel La Défense vorbereitet haben. Abaaoud hatte seinen damals 13-jährigen Bruder Younes nach Syrien entführt, wo er sich dschihadistischen Kämpfern anschloss. Abaaouds Name wird mit etlichen Terrorverdächtigen in Verbindung gebracht.(dpa)

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