Auszeichnung Berthold Beitz erhält Lew-Kopelew-Preis für Frieden und Menschenrechte

KÖLN · Fritz Pleitgen brachte es auf den Punkt. "Lew Kopelew wäre sehr zufrieden gewesen mit unserem Preisträger", sagte der frühere WDR-Intendant am Sonntag Morgen bei der Verleihung des neunten Lew-Kopelew-Preises für Frieden und Menschenrechte in der Kreissparkasse Köln.

 Auszeichnung: der Vorsitzende des Lew Kopelew Forums, Fritz Pleitgen, der Preisträger und frühere Krupp-Manager Berthold Beitz und der Laudator Peer Steinbrück (v.l.n.r).

Auszeichnung: der Vorsitzende des Lew Kopelew Forums, Fritz Pleitgen, der Preisträger und frühere Krupp-Manager Berthold Beitz und der Laudator Peer Steinbrück (v.l.n.r).

Foto: dpa

Der Preisträger, das ist in diesem Jahr, in dem Kopelew 100 Jahre alt geworden wäre, Berthold Beitz, der 98-jährige ehemalige Krupp-Manager.

Gemeinsam sei Kopelew und Beitz gewesen, dass sie während des Zweiten Weltkrieges ihr Leben einsetzten, um Menschen zu schützen, erklärte Pleitgen. Beim Einmarsch der Roten Armee in Ostpreußen habe sich der Major Kopelew gegen die Gräueltaten seiner Kameraden gewandt und sei dafür wegen "Mitleids mit dem Feind" zu zehn Jahren Lagerhaft verurteilt worden.

Beitz, der von seiner Firma ins besetzte Galizien geschickt worden war, habe als Geschäftsmann dort Hunderte von Juden vor dem Tod bewahrt.

Seine Ölfabrik sei zu einer Fluchtinsel geworden, betonte Ex-Bundesfinanzminister Peer Steinbrück, der die Laudatio auf den Preisträger hielt. Und als Hunderte seiner Mitarbeiter in ein Vernichtungslager abtransportiert werden sollten, habe er unter Einsatz seines Lebens 220 Menschen aus dem Zug holen können.

Beitz habe "Courage und Mut in einer Zeit bewiesen, die im Zeichen der Barbarei stand", sagte Steinbrück. Um seine Verdienste habe er aber nie Aufhebens machen wollen. Später sei er ein Wegbereiter der deutschen Ostpolitik geworden. Er habe mit den Parteiführern in Warschau und Moskau schon gesprochen, als das in der Heimat noch verpönt gewesen sei.

Und auch für eine Entschädigung der Zwangsarbeiter habe sich Beitz als erster und lange Zeit einziger Vertreter der Großindustrie ausgesprochen.

Beitz, der mit seiner Frau Else und gestützt auf Pleitgen in den Saal gekommen war, meinte, er habe immer ein Motto des griechischen Staatsmanns Perikles befolgt: "Das Geheimnis des Glücks ist die innere Freiheit. Und das Geheimnis der inneren Freiheit ist der Mut." Beitz hat diesen Mut oft bewiesen. Oder wie Pleitgen sagte: "Sein Leben war kein Gang durchs schöne Blumenfeld."

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