Geburtshilfe für Hebammenpolice Bayern will Berufshaftpflicht auf eine neue Basis stellen

MÜNCHEN · Die Versicherungskammer Bayern (VKB) will die Berufshaftpflichtpolice für Hebammen langfristig retten.

"Wir müssen gemeinsam mit der Politik eine Lösung erarbeiten", sagte VKB-Chef Frank Walthes zur Bilanzvorlage des größten öffentlichen Assekuranzkonzerns der Republik. Sein Unternehmen werde die Police im Gegensatz zur Nürnberger Versicherung weiter anbieten. Ein solcher Versicherungsschutz müsse aber marktgerecht und bezahlbar sein. Um das zu erreichen, laufen derzeit hinter verschlossenen Türen Gespräche zwischen allen Beteiligten, bei der sich eine Lösung abzeichnet.

Ziel der Assekuranz ist es, die seit Jahren ungebrochen steigenden Kosten vor allem mit Blick auf freiberufliche Hebammen im Schadensfall zu begrenzen. Schlüssel dafür seien die Sozialversicherungsträger. Bei Geburtsschäden sind sie für rund ein Viertel aller Schadenersatzansprüche zuständig, rechnen Experten vor.

Würden sie wie in anderen Ländern auf Regress verzichten, könnte die Prämie gesenkt werden. Ab Juli 2014 steigt hier zu Lande der Jahresbeitrag für eine Hebammenhaftpflicht von 4240 auf 5000 Euro jährlich, was für viele freiberufliche Hebammen nicht mehr zu leisten ist. Mitte 2015 steigt zudem die Nürnberger aus einem ohnehin nur drei Versicherungskonzerne umfassenden Konsortium für diese Police aus.

Die anderen beiden Versicherer sind die VKB, die daran die Hälfte hält und die R+V mit 30 Prozent. Derzeit laufen dem Vernehmen nach Verhandlungen mit dritten Versicherern, die die freiwerdenden 20 Prozent der Nürnberger übernehmen sollen, um die Spezialversicherung auf ein breiteres Fundament zu stellen. Die VKB will auf alle Fälle mit von der Partie bleiben.

Das gilt auch für Lebenspolicen, die derzeit immer mehr unter Druck dauerhaft niedriger Zinsen kommen und für Versicherte immer weniger abwerfen. Ein Assekuranzkonzern nach dem anderen verlässt deshalb den Markt oder er bietet wie Allianz und Ergo modifizierte Policen ohne lebenslange Garantien an. "Die Lebensversicherung ist dringend erforderlich und unverzichtbar", betont Walthes. Die VBK setze weiter auf dieses Geschäft und zwar in seiner traditionellen Form mit lebenslangen Garantien, selbst wenn der gesetzliche Garantiezins demnächst weiter verringert wird. Er beträgt derzeit noch 1,75 Prozent und soll auf 1,25 Prozent sinken.

Die VKB hält sich für stark genug, die Niedrigzinsphase durchzustehen, deren Ende aber nicht in Sicht ist. Auch bei den Bayern hinterlässt das Spuren. Voriges Jahr gewachsen ist nur noch das Geschäft mit Lebenspolicen gegen Einmalbeitrag, was vor allem betuchte Kunden nachfragen. Das Massengeschäft mit monatlichen Beiträgen stagnierte bei der VKB dagegen. Im laufenden Jahr erwartet Walthes hier Beitragsrückgänge. Im Gesamtkonzern, der auf den drei Säulen Leben, Kranken sowie Schaden- und Unfall ruht, soll es 2014 weiter aufwärts gehen. Voriges Jahr stiegen die Beitragseinnahmen um gut vier Prozent auf 7,1 Milliarden Euro und der Jahresüberschuss ähnlich stark auf über 137 Millionen Euro.

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