Marion Maréchal-Le Pen Aufsteigender Stern an Frankreichs rechtem Rand

PARIS · Marion Maréchal-Le Pen mag zwar keine Nachfragen zu ihrem Privatleben. Doch angesprochen auf ihre mehrmonatige Auszeit im Herbst erklärt die 24-Jährige, sie habe "eine weitere meiner patriotischen Pflichten erfüllt, nämlich Kinder zu bekommen für unsere Renten".

 Marion Maréchal-Le Pen.

Marion Maréchal-Le Pen.

Foto: AP

Mit ihren stramm konservativen Ansichten ist die junge Mutter nicht nur der Liebling ihres Großvaters Jean-Marie Le Pen, Gründer und Ehrenpräsident des rechtsextremen Front National, sondern auch der meisten Mitglieder. Beim Parteitag am vergangenen Wochenende in Lyon wurde sie mit 80 Prozent der Stimmen ins Zentralkomitee gewählt und ließ auch den 33-jährigen Parteivize Florian Philippot hinter sich, der Absolvent einer Elitehochschule, ein weiterer aufsteigender Stern des Front National und Vertrauter der Parteichefin ist.

Sie habe nun "eine Legitimität, die über meinen Namen hinausgeht", freute sich die junge Frau über das Wahlergebnis.

Ihre Tante Marine Le Pen wurde sogar einstimmig an dessen Spitze bestätigt - die Partei bleibt fest in der Hand des Famlienclans und hat mit Marion Maréchal-Le Pen die Nachfolge auch in der dritten Generation gesichert. Gerüchte von einer aufkommenden Rivalität zwischen der 46-jährigen Vorsitzenden und ihrer ehrgeizigen Nichte weisen die beiden stets zurück.

Marine Le Pen nennt Maréchal-Le Pen eine "Hochbegabte der Politik", die mutig und kompetent sei. "Und sie hat einen zusätzlichen Vorzug: Sie heißt Le Pen." Zeigte die Nachwuchspolitikerin bei öffentlichen Auftritten in der Vergangenheit zunächst noch Unsicherheiten, so tritt sie inzwischen familientypisch kämpferisch und direkt auf.

Sie steht dem 86-jährigen Parteigründer noch näher als Marine Le Pen, die sich zunehmend von ihrem Vater distanziert und mittelfristig die Partei umbenennen will in einen "Marine-blauen Zusammenschluss".

Programmatisch ergänzen sich die beiden Frauen: Während die Parteichefin ihre politische Basis im wirtschaftlich schwachen Nordosten hat, der an der Desindustrialisierung und hoher Arbeitslosigkeit leidet, und sich als Vorkämpferin für die "kleinen Leute" und einen starken Staat profiliert, steht Maréchal-Le Pen für den rechten Flügel der Partei mit nationalistischen Tönen und einer lauten Kritik an der Immigration und dem Islam.

Im Gegensatz zu ihrer Tante marschierte sie bei den Protesten gegen die - inzwischen beschlossene - Homo-Ehe in der ersten Reihe mit. Sie vertritt die Wählerschaft im konservativen Südosten, wo sie 2012 als jüngste Abgeordnete mit 22 Jahren und eine von zwei Vertretern des Front National in die französische Nationalversammlung gewählt wurde. Ihr Großvater hatte sie dazu getrieben, der ihr bescheinigt hat, von einer "guten Rasse" zu sein.

Die telegene Jurastudentin passt zugleich zu Marine Le Pens Strategie der "Entdämonisierung": Sie will die Partei salonfähig machen und vor allem für jüngere Leute und Frauen öffnen, die früher von den Provokationen des mehrfach wegen Aufstachelung zum Rassenhass und Beleidigung verurteilten Patriarchen abgestoßen waren.

Maréchal-Le Pen führt seine Linie zwar fort, aber sie weiß zugleich weniger radikal zu formulieren. Frankreichs politische Landschaft wird noch lange von der Familie Le Pen geprägt werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort