Herbstvollversammlung der Katholiken Aufruf zur Solidarität

BONN · Ökumene, Religionsfreiheit, Islam und Flüchtlinge bildeten einen Schwerpunkt des zweiten Teils der anderthalbtägigen Herbstvollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) am Wochenende in Bonn, während der erste Teil ganz im Zeichen und in Anwesenheit von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe und des Neins des höchsten katholischen Laiengremiums zu jeder Form aktiver Sterbehilfe stand.

Die Herbstvollversammlung verabschiedete einmütig einen Aufruf zur Solidarität mit den weltweit bedrängten und verfolgten Christen: "Wir sind zutiefst erschüttert über den Terror und die beispiellose Brutalität, mit der extremistische Gruppen wie beispielsweise der Islamische Staat (IS) im Irak und in Syrien oder die Boko Haram in Nigeria Christen und andere religiöse Minderheiten verfolgen, vertreiben und ermorden: Wir rufen alle Menschen guten Willens dazu auf, verfolgten und bedrängten Menschen unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit, Hilfe zu leisten und alles in ihrer Macht stehende zu tun, um der Gewalt Einheit zu gebieten."

Zugleich wird dazu aufgerufen, den immer mehr werdenden Flüchtlingen in Deutschland wieder ein "menschenwürdiges Leben" zu ermöglichen.

Zugleich forderte ZdK-Präsident Alois Glück dazu auf, "entschieden gegen die verallgemeinernde Gleichsetzung von Islam und Gewalt" einzutreten: "Die überwiegende Mehrheit der Muslime in Deutschland steht zu den Werten unseres Grundgesetzes und darf nicht mit einer kleinen, aber gefährlichen Gruppe gleichgesetzt werden." Auch warnte er vor einer "bedrohlichen Zunahme des Antisemitismus": "Wir haben der jüdischen Gemeinschaft versichert, dass wir an ihrer Seite stehen."

Der Dialog mit den Juden und Muslimen ist seit Jahrzehnten ein Bestandteil der Diskussionen auf den alle zwei Jahre stattfindenden Katholikentagen. Der 100. Deutsche Katholikentag findet 2016 in Leipzig und der 101. 2018 in Münster statt. ZdK-Generalsekretär Stefan Vesper rief nicht nur die katholischen Christen dazu auf, diese großen Laientreffen zu ihrer Sache zu machen. Für 2021 ist dann wieder ein Ökumenischer Kirchentag geplant.

Die Ökumene bildete einen weiteren Schwerpunkt der Herbstvollversammlung, zumal sich die Verabschiedung des Ökumenismus-Dekrets "Unitatis Reintegratio" durch das 2. Vatikanische Konzil zum 50. Mal jährte. Da sich das ZdK als ein Motor der christlichen Einheit versteht, hatte es zu diesem Thema die katholische Theologin Dorothea Sattler und die Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages, Ellen Ueberschär, als Referentinnen eingeladen.

Professorin Sattler: "In den Gemeinden und Verbänden lebt die Ökumene in Feiern und im sozialen Handeln. Die theologischen Argumente für eine Anerkennung der evangelischen Ämter als apostolisch begründet sind gesammelt und verlangten nach einer kirchenamtlichen Beachtung, damit wahr werden kann, was so viele erwünschen: die eucharistische Gemeinschaft." Für die Generalsekretärin Ueberschär heißt Ökumene heute "Verantwortungsgemeinschaft für das Erbe und die Zukunft des Christentums. Die Konfessionen in Deutschland stehen miteinander in dieser Verantwortungsgemeinschaft." Das Ökumenismus-Dekret des 2. Vatikanischen Konzils habe die Tür für die Einsicht aufgestoßen, "dass sich keine Konfession selbst ohne die andere beschreiben kann".

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