Rhetorische Allzweckwaffe Armin Laschet, Chef der Landes-CDU, legt sich ungern fest

DÜSSELDORF · Als "Mister Überall" muss Armin Laschet nie lange gebeten werden, wenn ein Platz in einer TV-Talkshow frei ist. Die Krise der Ostukraine bei Anne Will, Rente und Pension bei Frank Plasberg - schnell rückt der CDU-Landes- und Fraktionschef aus NRW als rhetorische Allzweckwaffe ins Bild.

"Man muss sich zu allem äußern", hat Laschet unlängst seine neue Erfahrung als alleinige Nr.1 der NRW-CDU beschrieben. Dabei erweckt der karrierebewusste Christdemokrat nicht den Eindruck, dass ihm die Rolle im politischen Schaufenster missfällt.

Wenn sich die CDU-Führung am Samstag auf dem Landesparteitag in Düsseldorf zur Wahl stellt, ist Laschet ein gutes Ergebnis sicher. Seit Monaten tourt der nach der 26-Prozent-Schlappe der NRW-CDU als "Trümmermann" angetretene Aachener fleißig durch die Kreisparteien und besetzte zuletzt auf der Hochschultour mit der Kritik am rot-grünen "Hochschulentmündigungsgesetz" erfolgreich den vorpolitischen Raum.

In Debatten über das Turbo-Abitur, Fracking, Garzweiler und Inklusion scheut der vorsichtige Unionspolitiker aber bisher klare Festlegungen. "Er versucht, keinem auf den Schlips zu treten", klagt ein Vorständler. "Kontroll-Freak" Laschet gilt als misstrauisch und entscheidet meist alles selbst.

Nachdem der frühere CDU-Fraktionschef Karl-Josef Laumann als Pflegebeauftragter nach Berlin gewechselt ist, läuft in NRW eine "One-Man-Show". Bisher hat die Stellvertreterriege allerdings auch wenig eigene Impulse gegeben: In Düsseldorf bewirbt sich Sozialausschüssler Laumann nun als Vize. Neuer Schatzmeister soll Philip Missfelder werden, der als emsiger Spendensammler gilt und nach dem absehbaren Ende als Chef der Jungen Union einen sicheren Listenplatz im Ruhrgebiet für die Bundestagswahl 2017 braucht.

Der Mangel an charismatischen Köpfen wird zum Problem für Laschet. Neben Laumann und Missfelder bieten sich landespolitisch nur die "Schattenmänner" Hendrik Wüst und Oliver Wittke an - beide sind allerdings durch frühere Affären belastet. Bis zur Sommerpause will Laschet eine Mannschaft aufstellen zur Vorbereitung auf die Landtagswahl 2017. Obwohl die rot-grüne Landesregierung von Hannelore Kraft (SPD) nicht nur wegen ihres Schuldenkurses reichlich Angriffsflächen bietet, wirkt die NRW-CDU inhaltlich oft schlecht sortiert und medial unvorbereitet.

Noch sucht Herausforderer Armin Laschet seine Rolle. Das Ziel des liberal-konservativen Juristen und Journalisten aber ist klar: Laschet will Ministerpräsident werden. Dass ihn die eigene Partei jeweils erst im zweiten Anlauf zum Partei- und Fraktionschef gewählt hat, steckt dem 53-jährigen Rheinländer "noch in den Knochen", glaubt ein Vorstandsmitglied. Anders als Vorvorgänger Jürgen Rüttgers scheut Laschet den Konflikt mit Kanzlerin Angela Merkel. Kein Wort der Kritik am "Kanzlerwahlverein", keine offene Auseinandersetzung mit der Berliner "GroKo".

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