Bundeswehr Airbus reißt neue Lücke beim Lufttransport

Berlin · Die Probleme beim Truppentransporter A400M werden nicht weniger. Jetzt geht es um die Triebwerke.

 Risse im Material, Ärger mit den Propellertriebwerken: Der A400M soll eigentlich die in die Jahre gekommene Transall ersetzen.

Risse im Material, Ärger mit den Propellertriebwerken: Der A400M soll eigentlich die in die Jahre gekommene Transall ersetzen.

Foto: dpa

Holger Möhle

Das Problem ist bekannt: Hersteller Airbus hat Lieferschwierigkeiten. Zuletzt hat Airbus-Chef Tom Enders wegen Verzögerungen beim neuen Großraumtransporter A400M eingeräumt, man habe die Triebwerksprobleme „unterschätzt“. Für die Bundeswehr, die bis Ende 2019 ganze 40 Maschinen des Typs A400M bei der Truppe und in der Folge auch in Auslandseinsätzen haben will, ergibt sich damit eine Lücke beim Lufttransport, wie das Verteidigungsministerium in einer jetzt vorgelegten „Übersicht Sachstand A400M“ feststellt. Insgesamt hat Deutschland 53 der Transportflieger bestellt.

Allerdings sei diese Lücke, auch verursacht durch technische Einzelprobleme wie Risse im Rumpf nach Ermüdungsversuchen und Probleme am Propellergetriebe, „beherrschbar“. Es gebe „kein Sicherheitsproblem“. Denn: „Wenn wir ein Sicherheitsproblem sehen würden, würden wir nicht fliegen“, heißt es bei der Luftwaffe.

Aktuell hat die Luftwaffe drei Flugzeuge des Typs A400M in Betrieb, eine vierte A400M sei „im Zulauf“. Zudem sollen in diesem Jahr noch „vier bis sechs“ Großraumtransporter dieses neuen Typs an die Truppe ausgeliefert werden, davon ein taktischer Flieger, damit auch im Einsatz Erfahrungen gesammelt werden könnten. Das Verteidigungsministerium rechnet schon heute für die Jahre 2018 und 2019 mit einem „temporären Engpass“ Lufttransport, wenn die betagte Transall nach und nach aus dem Verkehr genommen werde, die A400M aber gleichzeitig noch nicht in entsprechend großer Stückzahl ausgeliefert sein werde. Die letzte Transall soll nach derzeitiger Planung 2021/2022 stillgelegt werden, wie es im Ministerium heißt. Dann werde die Lücke „manifest“.

Das Verteidigungsministerium plant die Lücke beim Lufttransport unter anderem mit Slots des Europäischen Lufttransportkommandos zu schließen beziehungsweise durch bilaterale Kooperationen mit den Nato-Partnern Großbritannien, Frankreich und auch den USA, die mit ihren Großraumtransportern einspringen könnten. Im Verteidigungsministerium hieß es dazu, es müsse auch „kein Flächenflieger“ sein, der die Transportlücke schließe. Auch Transport-Hubschrauber könnten diese Aufgabe übernehmen.

Das Verteidigungsministerium räumte gestern ein, dass es bis heute „keinen definitiven Lieferplan“ für den Zukauf der bestellten A400M habe, weder für 2016 noch für die kommenden Jahre. Ein Ausstieg aus dem Großraumtransporter, den Deutschland 2003 gemeinsam mit den Nato-Partnern Belgien, Frankreich, Großbritannien, Luxemburg, Spanien und der Türkei in Auftrag gegeben hatte, stehe aber nicht zur Debatte. In der Luftwaffe setzt man auf eine Übergangslösung, mit der Engpässe überbrückt werden können. Ob am Ende womöglich sogar eine „Kauflösung“ für den Übergang stehen müsse, sei derzeit offen.

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