Wissenschaftler aus aller Welt 300 Forscher verabschieden Bonner Wasser-Deklaration

Bonn · Das in Mitteleuropa geradezu im Überfluss vorhandene Süßwasser wird global zur Mangelware: "Es ist abzusehen, dass die Mehrheit der neun Milliarden Menschen auf diesem Planeten bereits innerhalb von ein bis zwei Generationen davon betroffen sein wird", sagte Professor Janos Bogardi, Senior-Berater des Global Water System Project (GWSP), auf der am Freitag in Bonn beendeten Konferenz "Wasser im Anthropozän".

 Nicht nur in Afrika mangelt es an ausreichend Süßwasser.

Nicht nur in Afrika mangelt es an ausreichend Süßwasser.

Foto: dpa

Rund 300 Wissenschaftler aus aller Welt hatten über die sich zuspitzende Situation beraten. Quintessenz? "Dass Wasser eine lebenswichtige Ressource ist, für die es keinen Ersatz gibt", so Bogardi. Gleichwohl sei dieses Problem "selbst verschuldet und aus unserer Sicht vermeidbar".

Die Forscher reklamierten "eine strategische Partnerschaft" von Wissenschaft, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft, um globale und nachhaltige Wassersicherheit zu erreichen. Nach zehn Jahren intensiver Forschung über das Lebenselixier sind die Experten überzeugt: "Die Süßwassersysteme auf unserem Planeten befinden sich in einem besorgniserregenden Zustand."

Misswirtschaft und Übernutzung der Ressource seien die Ursachen, und nun komme der Klimawandel als weitere Bedrohung hinzu. Weil immer mehr Menschen Flüssen und Grundleitern Wasser entnehmen, "spielt der Mensch inzwischen eine zentrale Rolle im globalen Wassersystem".

Kultur- und länderübergreifend neige der Homo sapiens zur Kurzsichtigkeit und schädige so seine Lebensgrundlage. Im Wortlaut der Bonner Wasser-Deklaration: "Gesellschaften entscheiden sich fast immer für Wachstum, wenn es darum geht, bei der Nutzung von Wasser zwischen kurzfristigem ökonomischen Gewinn und der Gesundheit des aquatischen Ökosystems zu entscheiden."

Noch die heutige Generation werde den Verlust von natürlichem Hochwasserschutz, von Fischgründen und der Filterfunktion von Ökosystemen "empfindlich spüren". Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch hatte die Deklaration am Freitag offiziell unterzeichnet. Er sagte: "Sie stimmen mir sicherlich zu, wenn ich sage, dass wir mittlerweile darüber hinaus sind, Lösungen für unsere globalen Probleme auf rein nationalen Ebenen zu finden."

Die internationale Konferenz in Bonn war, so das städtische Presseamt, "Teil der Initiative, Bonn als 'globale Wasserstadt' und international anerkannte Anlaufstelle für Wasserfragen zu etablieren". Schließlich hat das GWSP bereits seinen Sitz am Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) in Bonn.

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