Kommentar zur Iran-Reise von NRW-Wirtschaftsminister Duin Neuanfang

Der Iran – ein Land, in dem Menschen in der Nähe von Geldautomaten schweigsam werden, weil sie fürchten, von den Kameras zu politischen Zwecken belauscht zu werden; ein Land, in dem Ausländer von Sittenwächtern gemaßregelt werden, wenn das Kopftuch nicht sitzt; eines, in dem Interviews nur unter Aufsicht einer staatlichen „Medienagentur“ geführt werden dürfen.

 Straßenbild in Teheran: Iranerinnen im Tschador passieren ein US-feindliches Plakat. Solche Szenen trügen, denn viele Iraner sind liberaler und offener als das Regime vermuten lässt.

Straßenbild in Teheran: Iranerinnen im Tschador passieren ein US-feindliches Plakat. Solche Szenen trügen, denn viele Iraner sind liberaler und offener als das Regime vermuten lässt.

Foto: picture alliance / dpa

Auch der General-Anzeiger hat das Interview mit der Bloggerin Matin Lashkari auf Seite 6 offiziell genehmigen lassen – wir wollten nicht, dass die junge Iranerin nach Abreise der deutschen Journalisten womöglich Repressionen ausgesetzt ist.

So liberal und wirtschaftsfreundlich der Iran sich derzeit dem Westen in seiner Not präsentiert, so beklemmend ist die Menschenrechtslage. Sie birgt längst Zündstoff: Gerade die junge Generation will Veränderung und Freiheit, überschreitet schon jetzt testweise Grenzen, brodelt in ihrer hohen Arbeitslosigkeit. Unruhen sind nicht ausgeschlossen, und der erzkonservative Wächterrat ist klug (und egoistisch), wenn er das Land für ausländische Investoren öffnet.Doch kein Regime der Welt wird eine solche gesellschaftliche Entwicklung aufhalten können.

Dass Unternehmer aus NRW sich in Teheran entschieden haben – allen Risiken und Hürden zum Trotz –, Geschäfte abzuschließen und zu investieren, schafft nicht nur Jobs im Iran. Es geht um Perspektiven und Vertrauen zum Westen und in letzter Konsequenz irgendwann vielleicht darum, dass die Iraner frei über Abgeordnete und Alltag entscheiden dürfen. Der Besuch der Wirtschaftsdelegation war ein guter Anfang.

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