Korruptionsprozess um Ferdinand Tiggemann BLB-Manager zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt

Düsseldorf · Ein sichtlich aufgebrachter Richter verurteilt den korrupten BLB-Manager Ferdinand Tiggemann zu siebeneinhalb Jahren Haft. Die Staatsanwaltschaft hatte zuvor „nur“ sechs Jahre Gefängnis gefordert.

 Der ehemalige Geschäftsführer des Bau- und Liegenschaftsbetriebes, Ferdinand Tiggemann (M.), im April 2016 im Landgericht Düsseldorf.

Der ehemalige Geschäftsführer des Bau- und Liegenschaftsbetriebes, Ferdinand Tiggemann (M.), im April 2016 im Landgericht Düsseldorf.

Foto: dpa

Er galt als der „unantastbare Chef“. Er konnte im landeseigenen Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) offenbar jahrelang auf Kosten der Steuerzahler mauscheln und auf eigene Rechnung Geschäfte machen. Doch die Geschichte des einst mächtigen NRW-Managers Ferdinand Tiggemann endete am Montag mit einem unerwartet harten Urteil. „Wir sind wütend. Das ist kein Fall für Milde“, wetterte der Richter.

Das Düsseldorfer Landgericht verurteilte Tiggemann wegen massiver Korruption zu sieben Jahren und sechs Monaten Haft. Die Staatsanwaltschaft hatte zuvor „nur“ sechs Jahre Gefängnis gefordert, aber die Richter schätzten die Schuld des früheren Geschäftsführers noch schwerer ein. Noch auf der Anklagebank wurde der 68-Jährige verhaftet – wegen Fluchtgefahr. Die Ermittlungen gegen ihn gehen weiter.

Der Ort der Gerichtsverhandlung ist kurioserweise auch ein Tatort. Der Neubau des Amts- und Landgerichtes ist Teil jener Kette von Korruptionsfällen, für die Tiggemann nach Ansicht der Richter hauptverantwortlich ist. Der Verurteilte, der früher als BLB-Chef ein Jahresgehalt von 232 000 Euro bezog, musste sich eine Art Strafpredigt des Vorsitzenden Guido Noltze anhören: „Einer der bestbezahlten Funktionsträger des Landes NRW hat sich federführend an einem kriminellen Komplott zu Lasten der Steuerzahler beteiligt.“

Tiggemann soll jahrelang mit „hoher krimineller Energie“ mit dem zwielichtigen Makler Johann G. zusammengearbeitet haben. Die beiden hätten durch illegale Absprachen und Zwischenkäufe von Grundstücken die Kaufpreise künstlich in die Höhe getrieben, was Tiggemann einen persönlichen Vorteil von mindestens 178 000 Euro eingebracht haben soll. Schaden für den Steuerzahler: rund sechs Millionen Euro. Aber das sei nur „die Spitze des Eisbergs“, vermutet das Gericht.

Johann G., in der Affäre der „Schattenmann“ genannt, ist inzwischen im Gefängnis gestorben. Allein an ihn sollen 2004 fast eine Million Euro geflossen sein. Richter Guido Noltze sagte, die Tricks dieser Herren machten „fassungslos“. Man solle zwar nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen. „Aber dies ist ein Fall für die Bazooka.“ Ein weiterer Angeklagter, der Anwalt Graf Wolff Metternich, erhielt eine Bewährungsstrafe von zwei Jahren und muss 200 000 Euro zahlen.

Das „Geschäftssystem“ beruhte auf Insiderinformationen. Der BLB-Chef verriet offenbar für Schmiergeld Geschäftsinterna. Investoren schnappten dem Land daraufhin Immobilien und Grundstücke weg und verkauften diese später für Unsummen an den BLB. In dem Prozess ging es um Korruption im Zusammenhang mit dem Justizzentrum Düsseldorf, um den Neubau einer Fachhochschule in Düsseldorf und das frühere Landesbehördenhaus in Bonn. Die Liste der Fälle ist aber noch viel länger. Schloss Kellenberg in Jülich gehört dazu, das Kölner Polizeipräsidium und die Kostenexplosion von 30 auf 200 Millionen Euro beim Bau des Landesarchivs in Duisburg. Dieses vermeintliche „Leuchtturmprojekt“ der Regierung Rüttgers hatte die Affäre 2010 ins Rollen gebracht.

Erst am Freitag hatte der BLB-Untersuchungsausschuss des Landtages seinen Abschlussbericht vorgelegt. Vier Jahre lang hatten die Politiker den Skandal durchleuchtet. Die Missstände, heißt es im Bericht, seien vor allem auf Ferdinand Tiggemann zurückzuführen. Der „unantastbare Chef“ sei Risiken eingegangen, habe Einwände ignoriert und seine Entscheidungen nur selten dokumentiert.

Das Urteil gegen Tiggemann ist noch nicht rechtskräftig, die Verteidiger wollen es anfechten.

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