"Tatort"-Casting in Troisdorf Die Hoffnung auf den Durchbruch

TROISDORF · Eine Agentur suchte Kleindarsteller und Komparsen für den Kölner "Tatort" des WDR. Beim Casting in Troisdorf versuchten Hunderte Kandidaten ihr Glück.

Ein Schuss, ein Treffer, und Patrick Pova geht zu Boden. Genauso schnell ist der athletische 22-Jährige aus Köln jedoch wieder auf den Beinen. Ob der Kameramann eines Fernsehteams die Szene noch mal haben will, möchte er wissen. Stattdessen soll er böse in die Kamera gucken. Das passt zu ihm, denn der Kölner möchte liebend gerne zum Schurken werden, jedenfalls im Fernsehen. Eine Agentur sucht Kleindarsteller und Komparsen für den Kölner Tatort des WDR, und Patrick Pova versucht sein Glück beim großen Casting in Troisdorf.

Es macht einmal kurz "Klick", als der Fotograf auf den Auslöser seiner Kamera drückt. Zwei Studioblitze antworten auf das Klicken für den Bruchteil einer Sekunde mit gleißendem Licht, werfen das Bild des Kandidaten zurück auf den Chip der Kamera. Von dort aus landet es auf dem Laptop des Regieassistenten, wird in einer Kartei abgespeichert. "Das war's?", fragt Pova. "Ja, das war es schon", lautet die Antwort.

Es geht fix zu beim Casting für den Kölner Tatort. Im Akkord werden Kandidaten in Listen vermerkt, bekommen eine Nummer und werden abgelichtet. Im Tagungsraum des Hotels Primula in Troisdorf drängen sich Menschen, die darauf warten, an die Reihe zu kommen. Sie alle eint der Wunsch, beim Tatort mitzuspielen. Einige treibt lediglich die Neugier. Andere wiederum hoffen auf den großen Durchbruch - der Tatort als Sprungbrett für die große Schauspielkarriere.

Dabei sind es in erster Linie Komparsen- und Nebenrollen, für die Gregor Weber passende Besetzungen sucht. Der Geschäftsführer der Castingagentur Eick steht dennoch sichtbar unter Strom, schüttelt hier Hände, begrüßt dort jemanden, steht selten still. Seine Agentur sucht heute vor allem "internationale Gesichter", wie es in der Ausschreibung heißt. Deshalb sind Menschen asiatischen, afrikanischen oder arabischen Aussehens merklich in der Überzahl. Der Tatort werde Anfang April gedreht und im soziokulturellen Milieu spielen, sagt Weber. Mehr darf er nicht verraten. Laut WDR wird für Szenen in einem Asylbewerberheim gesucht. Es soll um Kriegsflüchtlinge aus Afrika gehen. Weber hofft, dass er rund 100 Kandidaten findet.

[kein Linktext vorhanden]Die Auserwählten werden nicht unbedingt reich, wenn sie beim Tatort mitmachen. Sie müssen sich den ganzen Tag Zeit für den Dreh nehmen, erhalten pauschal 68 Euro für einen Drehtag. Doch den Kandidaten geht es um mehr als Geld. "Jeder Schauspieler träumt davon, beim Tatort mitzuspielen", sagt Kemal Arkin. Der 39-jährige Schauspielschüler ist gemeinsam mit Patrick Pova zum Casting gekommen und hofft auf eine Actionrolle. Es ist bereits Casting Nummer 15 für ihn. "Man kann natürlich Glück haben, aber meistens rufen die dich nicht mal an", sagt er. Dass speziell nach Menschen gesucht wird, deren Aussehen sie einem Kulturraum außerhalb Europas einordnen lässt, stört die Kandidaten eher nicht. "Ich habe daran nichts auszusetzen", sagt der Halbafrikaner Pova. "Ich bin halt Migrant und finde mich schön wie ich bin." "Ein bisschen merkwürdig ist es schon", sagt hingegen der türkischstämmige Arkin. "Ich bin ja Deutscher und fühle mich auch so."

Manh Tung Pham ist Filmstudent und lässt sich ebenfalls für den Tatort casten. Doch er will in erster Linie hinter die Kulissen eines Filmdrehs gucken, die Abläufe hinter den Kameras sehen. Anders als manch anderer Kandidat hat der 24-Jährige aber einen recht nüchternen Blick, wenn es um die Chancen eines schauspielerischen Durchbruchs geht. "Das Angebot an Darstellern ist schon ziemlich groß, die Nachfrage aber nicht so", sagt er. "Hier als Komparse anzufangen und dann Fuß zu fassen ist schon ziemlich schwer", so Pham. Inzwischen ist der erste große Ansturm an Kandidaten abgeebbt. Dennoch ist die Lobby des Hotels gut gefüllt mit Menschen, die Personalbögen ausfüllen, sich fotografieren lassen und darauf hoffen, einmal beim Tatort mitzuspielen.

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