"Lost In The Dream" von The War On Drugs Americana trifft den Pop der 80er

Stellen Sie sich vor, man hätte Bob Dylan, Tom Petty und die Dire Straits in den 80er Jahren in einem Kellerstudio eingeschlossen. Der Auftrag: macht eine Platte, die den musikalischen Zeitgeist widerspiegelt, aber vergesst nicht euren eigenen Sound! Und stellen Sie sich weiter vor, diese Platte würde morgen erscheinen und hieße „Lost In The Dream“ von einer Band namens The War On Drugs. Und plötzlich sind Sie in der Realität angekommen.

 Mastermind von The War On Drugs: Adam Granduciel.

Mastermind von The War On Drugs: Adam Granduciel.

Foto: Promo

Schon der erste Song, „Under The Pressure“ nimmt sich aberwitzige neun Minuten Zeit, um die Richtung des dritten Albums der Indierock-Band aus Philadelphia vorzugeben: Raumgreifende, bedeutungsschwangere Musik mit großer Geste und Hall. Viel Hall. The War On Drugs geben ihren luftigen Songs sehr viel Raum zum Durchatmen. Es passiert nicht mehr, als in handelsüblichen Dreiminütern, es passiert eben nur länger.

Atmosphärisch getragen werden die Songs von der schwebenden Stimme von Mastermind Adam Granduciel, dessen an Mark Knopfler erinnerndes, perlendes Gitarrenspiel und einem 80er-Jahre Breitwand-Synthesizer-Sound. Der transportiert eine Stimmung, die sich irgendwo zwischen Don Henleys „Boys Of Summer“ und Bruce Springsteens „I'm On Fire“ bewegt.

Zwischen den Strophen verzichtet die Band oft auf einen herausstechenden Refrain, sondern lässt minutenlange, fein austarierte Instrumentalparts sprechen. Nach der großartigen Single „Red Eyes“ klingt das schleppende „Suffering“ so mit Klavier, Gitarre und Saxofon aus. Die Band wandelt auf einem schmalen Grat: Links die Genialität der eingangs genannten Vorbilder, rechts schwülstiger 80s-Sound und billige Drumcomputer.

Doch die Musik kippt nie zur falschen Seite, auch wenn es The War On Drugs schaffen, in „Diappearing“ sogar der Bassdrum ein Echo aufzuproduzieren. Der beste Song, „Burning“, klingt dann etwa wie Springsteen in den 80ern bei „Dancing In The Dark“. Nur ohne Stirnband und zerfetzter Jeansweste, sondern im feinen Zwirn.

„Lost In The Dream“ ist kein Album für den sommerlichen Alltagsgebrauch, sondern für nächtliche, einsame Autofahrten durch das Lichtermeer von LA. Die zehn Songs bewegen sich in ganz eigenen Sphären zwischen Pop und Americana. Sie ergeben zusammen eine Spielzeit von rund 60 Minuten – keine davon ist verschenkt.

Die Single "Red Eyes"

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„Lost In The Dream“ erscheint am 14. März bei Cargo. Konzert am 15. Mai im Gebäude 9 in Köln.

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