Opel Astra Sports Tourer: Schönheit braucht Platz

Außen größer - im Kofferraum dafür kleiner als der Vorgänger. Der ab sofort bestellbare Astra Sports Tourer folgt seinem großen Bruder Insignia auch als Kombi in Richtung Lifestyle. Trotzdem eine gute Wahl?

Opel Astra Sports Tourer: Schönheit braucht Platz
Foto: Werksfoto

Früher galt der Leitsatz der Gestalter wie in Stein gemeißelt: "Form follows function" - das Design folgt der Funktion. Beim neuen Astra Sports Tourer verfährt Opel wie schon zuvor beim Insignia-Kombi nach der umgekehrten Maxime.

Sprich: Solange es nur gut aussieht, kann man auch schon mal den ein oder anderen Abstrich bei der Funktionalität machen. Mit 4,70 Meter Länge ist der Astra Sports Tourer 18 Zentimeter länger als sein Vorgänger, er ist sechs Zentimeter breiter und ein paar Zentimeter höher - das sind Mittelklasse-Dimensionen.

Aber wenn es um das für einen Kombi wichtige Laderaumvolumen geht, dann steht er deutlich knapper da. Der alte Astra-Kombi mit Beinamen "Caravan" brachte es auf 540 Liter bei aufgestellten Sitzreihen und 1 590 Liter, wenn man die Rücksitzlehne umklappte. Sein Nachfahre schafft trotz der gewachsenen Außenmaße gerade 500 Liter und in der "Klappversion" 1 550 Liter.

Ein Blick in den Laderaum zeigt schnell, woran das liegt: Wie schon beim Insignia Sports Tourer sind die Seiten glatt verkleidet. Und weil die Radkästen nicht ausgeformt sind, wird Platz verschenkt. Das leicht nach hinten abfallende Dach ist zwar schön anzusehen, kostet aber Stauraum.

Unterm Strich ist das Ladevolumen im Astra Sports Tourer damit auf das Format des VW Golf Variant zusammengeschrumpft. Aber - und das ist die eigentliche Überraschung: Der Astra bietet damit immer noch ähnlich viel Platz wie sein großer Bruder Insignia als Sports Tourer. Der lässt sich zwischen 540 und 1 530 Liter variieren. Wem es also in erster Linie um den Blitz am Kühler und den Platz im Heck geht, der ist beim Astra nicht unbedingt schlechter, aber 6 200 Euro preiswerter dran.

Und auch wer deutlich mehr von einem Auto erwartet, ist bei dem schicken Astra Sports Tourer gut bedient. Bleiben wir beim Laderaum. Dort stören weder eine hohe Kante noch der unendlich tiefe Kratzschutz eines Insignia. Der Ladeboden im Astra ist eben und lässt sich simpel und ohne viel Kraftaufwand befüllen. Eben ist er auch noch, wenn die Rücklehnen der hinteren Sitzbank umgeklappt sind.

Diese "Klapparbeit" hat Opel nun stark vereinfacht: Über einen kleinen Knopf in der Nähe der Heckklappe lassen sich die Rücklehnen bequem elektrisch entriegeln. "Flex-Fold" nennen die Rüsselsheimer ihr System.

Auch das bei Kombis oft fummelige Hantieren mit der Laderaumabdeckung ist beim neuen Astra deutlich leichter: Ein kurzes Antippen - und die Abdeckung gleitet nach oben weg, "Easy Access Cover" heißt das bei den Rüsselsheimern.

Bis zur B-Säule ist der Kombi-Astra mit der Limousine praktisch identisch. Die Instrumente sind gut ablesbar, die Mittelkonsole ist üppig mit Knöpfen und Schaltern bestückt, aber nach etwas Einarbeitungszeit ganz ordentlich bedienbar.

In den vielfach verstellbaren Sitzen hat man auch bei flotter Kurvenfahrt guten Seitenhalt und übersteht selbst lange Fahrten ausgeruht. Das Platzangebot ist für die Passagiere sehr ordentlich, alles wirkt sauber und präzise verarbeitet.

Opel bietet für den Astra Sports Tourer zunächst fünf Benzin- und drei Diesel-Motorisierungen an.

Sehr gut zu dem Wagen und seinem sportlichen Auftritt passt der stärkste dieser Diesel, der 2.0 CDTi mit 118 kW/160 PS. Ein Drehmoment von 350 Nm, das bereits ab 1 750 U/min anliegt, sorgt für guten Zug schon aus niedrigen Drehzahlen heraus. Beim Kaltstart ist ein wenig Nageln zu vernehmen, dann aber hält der Selbstzünder sich akustisch angenehm zurück. Überholen?

Kein Thema, geht souverän. Gleiches gilt für das Beschleunigen aus der Auffahrt auf die Autobahn. Für den Spurt von 0 auf 100 km/h gibt Opel 9,5 Sekunden an, als Höchstgeschwindigkeit 212 km/h. Nur die Verbrauchsangabe dürfte mit einem Schnitt von 5,1 Liter allzu optimistisch sein.

Am Fahrverhalten und -komfort des Astra Sports Tourer gibt es also nichts zu kritteln. Das Flex-Ride-Fahrwerk bietet drei Modi von "Sport" bis "Tour" und passt seine Abstimmung automatisch den aktuellen Straßenverhältnissen und dem gewählten Fahrstil an. Der Astra Sports Tourer zirkelt sicher um die Kurven und bietet auch auf eher rauen Fahrbahnen einen guten Federungskomfort. Die Schaltung ist ebenso präzise wie die Lenkung.

Weniger Freude macht der Astra Sports Tourer beim Blick auf die Preisliste. Nominal ist zum Beispiel der 1,4-Liter-Benziner schon für 18 000 Euro zu haben, aber bei Opel ist der Begriff "Basispreis" durchaus wörtlich zu verstehen. Radio oder Klimaanlage beispielsweise sind nicht dabei.

Der 2.0-Liter starke Turbodiesel "2.0 CDTi" hat für 25 305 Euro wenigstens das an Bord, aber wer auch nur die wichtigsten Extras in der Aufpreisliste ankreuzt, der fühlt sich letztlich auch beim Endpreis in der Mittelklasse angekommen. mid

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