Rappen über Ebola: Musiker in Liberia klären auf

Monrovia · Musik dröhnt aus einem Transistorradio in einem Eckcafé in Monrovia, der Hauptstadt Liberias. Der Song hat einen gefälligen Dance-Beat, die Melodie geht ins Ohr.

 Rapper Ston Gray (l-r), Rapper Shinning Man, der DJ der Radiostation Hott FM, JB, der Unicef Kommunikationsspezialist Adolphus Scott, Rapper DenG und F.A. in Monrovia. Foto: Unicef Liberia

Rapper Ston Gray (l-r), Rapper Shinning Man, der DJ der Radiostation Hott FM, JB, der Unicef Kommunikationsspezialist Adolphus Scott, Rapper DenG und F.A. in Monrovia. Foto: Unicef Liberia

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Aber die Botschaft ist ernst: "Lass die Angst los, versteck Dich nicht. Menschen können Ebola überleben", rappt Charles Yegba. Der Rapper will den Menschen in Liberia Hoffnung machen. Hunderte sind in dem westafrikanischen Land schon an Ebola gestorben.

Der "Ebola Rap" ist ein Beispiel für Hipco, eine Mischung aus Hip-Hop, Rap und traditionellen Rhythmen, kombiniert mit Umgangssprache und politischen Botschaften. Dieser in Afrika einzigartige Musikstil wurde in Liberia während des blutigen Bürgerkriegs in den 90er Jahren populär.

Yegba und andere Musiker nutzen Hipco, um vor den Gefahren von Ebola zu warnen. Es gibt Lieder über vorbeugende Maßnahmen, Liedtexte, die gegen den Mythos angehen, dass es Ebola gar nicht wirklich gebe und solche, die darüber informieren, wie man traditionelle Verhaltensweisen so verändern kann, dass das Ansteckungsrisiko minimiert wird.

"State of Emergency" (dt: "Notstand") von den Rappern Tan Tan B und Quincy B klärt darüber auf, wie ansteckend Ebola ist. "Ich habe eine Mutter weinen sehen, sie hat gerade ihren Sohn verloren. Ich glaube, ich kann ihr helfen, denn sie möchte mitfahren. Aber dann warnt mich mein Baby: Hilf ihr, und wir sterben alle."

"Die Lieder sind gut. Sie steigern das Bewusstsein für Ebola", sagt der Journalist Calvin Brooks. Es sei eine gute Idee, Hipco zu nutzen, denn Musik sei aus dem täglichen Leben in Liberia nicht wegzudenken. Die Menschen hören Hipco im Radio oder Fernsehen, die Musik läuft zu Hause, im Laden und beim Friseur. Hits werden zu Handy-Klingeltönen, Kinder singen sie in den Straßen.

"Hipco ist ein wichtiger Teil der Kultur", erklärt Adolphus Scott vom UN-Kinderhilfswerk Unicef in Liberia. "Hipco gibt den Menschen eine Stimme und lässt sie Themen ansprechen, die ihnen wichtig sind." Unicef und das Gesundheitsministerium arbeiten mit einigen Musikern und einer Radiostation zusammen, um Informationen über Ebola zu verbreiten.

So sponserte die UN die Hipco-Sänger Deng, SoulFresh und FA. Sie haben das Lied "Ebola is Real" (dt: "Ebola gibt es wirklich") produziert. Damit die Nachricht auch älteres Publikum erreicht, half Unicef der Gruppe Crusaders for Peace, ein Ebola-Lied mit traditioneller Musik aufzunehmen. Die Songs laufen auf Dutzenden Radiosendern rauf und runter.

Ziel sei es, die Verleugnung der Gefahr in den Griff zu bekommen, sagt Scott. Gerüchte, Schauermärchen und ein Nicht-Wahrhaben-Wollen sind in Liberia weit verbreitet. Die Infektionszahlen steigen dort weiter rasant, warnt die WHO. Manche glauben, die Regierung bringe Berichte über Ebola in Umlauf, um an Spendengelder zu kommen. Andere vermuten, dass ausländische Helfer das Virus nach Afrika gebracht haben.

Die Ebola-Songs müssen sich allerdings gegen düstere Konkurrenz durchsetzen: Lieder in Weltuntergangsstimmung wie "Ebola in Town" ("Ebola ist in der Stadt") von den Rappern Shadow und D-12 liegen ebenfalls im Trend. Texte wie "Ebola ist sehr böse, es killt dich superschnell" können einigen Schaden anrichten, fürchten Experten. "Ich fühle mich schlecht, wenn ich diese negativen Songs höre", sagt die 28-jährige Studentin Comfort Johnson. "Ebola hat das Land in Angst gestürzt, und diese Songs erinnern mich an die Menschenleben, die Ebola kostet."

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