Auch er widmet sich dem Thema Stierkampf: kurz und schmerzhaft. In dem Zwei-Minuten-Song "The Bullfighter Dies" heißt es mitleidlos: "The bullfighter dies / And nobody cries / Because we all want the bull to survive." Auf Deutsch: Der Stierkämpfer stirbt, und niemand weint, weil wir alle wollen, dass der Stier lebt.

So ist er, der Mann, den sie in Großbritannien mal zärtlich, mal genervt Mozza nennen. Es sei daran erinnert, dass er 1988 Margaret Thatcher den Tod wünschte. "Margaret On The Guillotine" hieß das Stück vom Album "Viva Hate" mit dem flehentlich vorgetragenen Refrain "When will you die? When will you die? When will you die?" Thatcher starb 2013.

Steven Patrick Morrissey, 55, ist Kult- und Hassfigur zugleich. Gleichgültig lässt er keinen. Im eigenen Bewusstsein ist er der Größte - "simply the best". Seine 2013 erschienene Autobiografie hat der Pop-Narziss schlicht "Morrissey" genannt. Morrissey tritt seit vielen Jahren als egozentrische Diva auf, als kultisch verehrter Schmerzensmann des Pop. Er spielt diese Rollen virtuos.

Mit dem von Joe Chiccarelli produzierten neuen Album erfindet Morrissey sich nicht neu, das würde auch keiner von ihm erwarten. Der Sound ist allerdings im Vergleich zum Album-Vorgänger "Years Of Refusal" entspannter, verspielter, poppiger. Das liegt nicht zuletzt an Flamenco-Gitarren und dem wirkungsvollen Einsatz von Bläsern.

Morrisseys setzt anders als zuletzt auf komplexe Strukturen. Die einzigartige, unverwechselbare Stimme des Sängers transportiert jenseits textlicher Provokationen ("Kick The Bride Down The Aisle" ) wie gehabt Weltschmerz und stilisierte Verzweiflung. Vom pathetischen Tremolo mag Morrissey sich nicht verabschieden. Es ist sein Markenzeichen.

Morrissey: "World Peace Is None Of Your Business". Harvest/Universal.