"Avonmore" Bryan Ferrys neues Album erscheint am 21. November

BONN · Ende 1977 war "Jerry Ferry" am Ende. Die Liebesaffäre des englischen Popstars Bryan Ferry und des glamourösen amerikanischen Models Jerry Hall endete mit einem Knall.

 Album-Cover mit dem Künstler als junger Mann.

Album-Cover mit dem Künstler als junger Mann.

Foto: BMG

Hall verließ Ferry für einen anderen Mann: Mick Jagger. Die englische Boulevardpresse reagierte begeistert, Ferry war am Boden zerstört. Spiegel seines Seelenlebens anno 1977 war das großartige, tiefschwarze Album "The Bride Stripped Bare".

2004 traf sich Ferry, Kopf der Band Roxy Music und erfolgreicher Solokünstler, für die Arte-Fernsehserie "Durch die Nacht mit" in Zürich mit dem Musiker und Künstler Dieter Meier. Im Mercedes-Maybach erzählte Ferry von seiner Scheidung 2003. Die Trennung von seiner Frau Lucy, mit der er 20 Jahre verheiratet war, sei schmerzhaft gewesen: "Es zerstört wirklich sehr viel in dir." - "It does kind of knock quite a lot out of you." Dabei sah Ferry aus wie der traurigste Mann auf Erden.

Er empfindet Niederlagen, die Widrigkeiten der menschlichen Existenz mit großer Sensibilität. Es ist der Stoff, aus dem der Mann mit einer Stimme wie aus aufgerautem Samt die Inspiration als Komponist bezieht. Nach der Scheidung brauchte es einige Jahre, bis Ferry künstlerisch wieder auf die Beine kam. 2007 veröffentlichte er mit "Dylanesque" eine Hommage an Bob Dylan. Drei Jahre später erschien sein Meisterwerk "Olympia". 2012 huldigte er mit "The Jazz Age" seiner alten Liebe, dem Jazz.

Ferry, der im kommenden Jahr 70 wird, geht wieder häufig auf Tour. Am 24. November ist er in Düsseldorf zu erleben. Wenige Tage vorher erscheint das neue Album mit dem Titel "Avonmore". Der Titel bezieht sich auf den Standort von Ferrys Studio in West Kensington in London, wo "Avonmore" entstanden ist. Kollaborateure waren unter anderem Nile Rodgers, Johnny Marr und Marcus Miller sowie Flea, Ronnie Spector, Mark Knopfler und Maceo Parker.

Das Album bietet acht neue Songs und zwei Cover: "Send In The Clowns" von Stephen Sondheim aus dem Jahr 1973 und "Johnny And Mary" von Robert Palmer (1980). Mit dem vom Norweger DJ Todd Terje minimalistisch, als melancholische Hymne über Liebe und Verlust arrangierten Palmer-Song will Ferry ein junges Publikum erreichen.

Der Musiker selbst hat das neue Album in einem BBC-Radiointerview als reflexiv charakterisiert und eine zarte Traurigkeit ("gentle tristesse") konstatiert. Die emotionale und stilistische Nähe zu dem Roxy-Music-Meisterstück "Avalon" von 1982 ist unüberhörbar. Seelenlandschaften malt Ferry wie immer mit subtilen Mitteln. Bisweilen reduziert sich sein Gesang geradezu auf ein Flüstern, es entsteht eine gespenstische Poesie.

Das von Ferry und Rhett Davies produzierte Album geht natürlich auch tanzen. "One Night Stand" ist ein klassischer Ferry-Club-Song: von fiebriger Intensität, mit sinnlichen Background-Sängerinnen und sexy Saxofon. Auch der Eröffnungstitel "Loop De Li" setzt bewegende Akzente. Textlich hält der Song wenig Trost bereit: "There's no one to turn to / Nowhere to hide / Deep river, cool water / Your love has died", singt Ferry. Der Adressat der Zeilen bleibt anonym. Aber jedes Kunstwerk ist immer auch Autobiografie.

i Bryan Ferrys neues Album "Avonmore" (BMG Rights / Rough Trade) erscheint am Freitag, 21. November. Am Montag, 24. November, 20 Uhr, tritt Ferry in der Mitsubishi Electric Halle in Düsseldorf auf. Karten gibt es in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

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