Lateinamerika nimmt Abschied von Gabriel García Márquez

Bogotá · Kolumbien verneigt sich vor seinem größten Sohn: Hunderte Menschen haben am Dienstag bei einer Trauerfeier in der Kathedrale von Bogotá des gestorbenen Literaturnobelpreisträgers Gabriel García Márquez gedacht.

 Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos ehrt Gabriel García Márquez. Foto: Jose Mendez

Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos ehrt Gabriel García Márquez. Foto: Jose Mendez

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"Wir danken Gott für die Existenz, das Werk und das Erbe von Gabriel García Márquez", sagte der Erzbischof der kolumbianischen Hauptstadt, Rubén Salazar. "Sein unermessliches Werk hat die Grenzen der Worte und Bilder überwunden, um eine magische Welt zu schaffen, die manchmal real wurde." Musiker des Symphonieorchesters spielten das "Requiem" von Wolfgang Amadeus Mozart und das Vallenato-Stück "La casa en el aire" (Das Haus in den Lüften).

Auf dem Plaza Bolívar vor der Kathedrale verfolgten zahlreiche Verehrer des kolumbianischen Schriftstellers die Zeremonie auf Leinwänden. Viele hatten Blumen und ihre Lieblingsbücher mitgebracht. An der Fassade des Rathauses auf der anderen Seite des Platzes war ein großes Porträt von "Gabo" aufgehängt worden.

Präsident Juan Manuel Santos sagte, García Márquez sei auf der ganzen Welt verehrt worden. Für seine Heimat habe der einzige kolumbianische Literaturnobelpreisträger allerdings eine ganz besondere Bedeutung. "Die Worte von "Gabo" waren stets in unseren Häusern, unseren Bibliotheken und unseren Zeitungen - vor allem aber in unseren Herzen."

García Márquez sei mehr als nur ein Schriftsteller gewesen. "Er war ein Mann mit festen Überzeugungen, der sich für Gerechtigkeit und Frieden einsetzte", sagte Santos weiter. Ein Friedensschluss mit der Guerillaorganisation Farc, über den derzeit in Kuba verhandelt wird, wäre die größte Huldigung an "Gabos" Erbe. An der Feier nahmen auch die Ex-Präsidenten Belisario Betancur, César Gaviria und Ernesto Samper teil.

Der Literaturnobelpreisträger pflegte ein schwieriges Verhältnis zu seiner Heimat. In seinen Werken setzte er dem südamerikanischen Land und seinen Menschen ein Denkmal. Politisch lag der überzeugte Linke mit den Mächtigen Kolumbiens jedoch meist über Kreuz. Sein halbes Leben verbrachte er im Ausland.

Am Welttag des Buches am Mittwoch sollen in öffentlichen Büchereien, auf Plätzen und in Parks Lesungen aus García Márquez' Erzählung "Der Oberst hat niemand, der ihm schreibt" stattfinden. Das Kulturministerium kündigte an, im ganzen Land über 12 000 Exemplare des Buchs zu verteilen.

Bereits am Montag nahmen Tausende in García Márquez' Wahlheimat Mexiko Abschied von dem Autor von "Hundert Jahre Einsamkeit" und "Die Liebe in den Zeiten der Cholera". García Márquez war am vergangenen Donnerstag in seinem Haus in Mexiko-Stadt im Alter von 87 Jahren gestorben.

Nach dem Tod des Autors wurde seine Leiche in einer privaten Zeremonie eingeäschert. Wo die Urne beigesetzt wird, war zunächst unklar. Der kolumbianische Botschafter in Mexiko-Stadt, José Gabriel Ortiz, hatte zuletzt gesagt, die Asche des Nobelpreisträgers könnte möglicherweise zwischen Kolumbien und Mexiko aufgeteilt werden.

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