Comeback-Versuch: Aaron Carter in Berlin

Berlin · Sommer 1997: Die Backstreet Boys bringen auf der Berliner Waldbühne reihenweise Mädels zum Kreischen. Zum ersten Mal im Vorprogramm dabei ist der jüngere Bruder des Sängers Nick Carter. Der neunjährige Aaron erobert die Herzen der 20 000 Fans im Sturm.

 Aaron Carter ist auf Tour in Deutschland. Foto: Britta Pedersen

Aaron Carter ist auf Tour in Deutschland. Foto: Britta Pedersen

Foto: DPA

Knapp 18 Jahre später tritt der heute 27-Jährige wieder in Berlin auf, diesmal in einem Rock- und Metalclub. Einige der rund 300 Zuschauer schauen bei dem Comeback-Versuch am Mittwochabend eher mitleidig zur Bühne.

Es ist die typische Geschichte eines Kinderstars. Der kleine Aaron ("Crush On You") verzaubert Mütter und Töchter mit seinen hellblonden Haaren und einem schelmischen Grinsen, tritt sogar mit Michael Jackson auf. Dann der Absturz: Die Eltern verprassen die Einnahmen ihres Sprösslings, Carter kämpft mit Schulden und seiner Drogensucht.

"Ich kann meine frühe Karriere nicht als Fluch bezeichnen. Sie gehört schließlich zu meinem Leben. Ich muss sie als Segen ansehen, sonst würde ich ja depressiv werden", sagt der US-Amerikaner der Deutschen Presse-Agentur vor seinem Auftritt in der Hauptstadt. Carter, der in den USA zuletzt in Reality-Shows und Musical-Aufführungen zu sehen war, spielt im Rahmen seiner "Wonderful Word Tour" erstmals seit zehn Jahren wieder in Deutschland.

Die Musik, eine Mischung aus Rap, Pop und Dancebeats, kommt vom Band. Carter legt dazu ordentliche Moves hin, lächelt immer wieder ins Publikum. Das reagiert - bis auf die echten Fans in den ersten Reihen - eher verhalten.

"Ich war mit meiner Mutter auf einem Konzert der Backstreet Boys und fand Nick ganz süß. Dadurch bin ich auf seinen Bruder gestoßen und bin jetzt hier", erzählt die 14-jährige Celina aus Brandenburg. Die meisten Fans sind Mitte 20 und wollen wissen, was aus dem ehemaligen Kinderstar geworden ist. "Es ist eine besondere Beziehung, wenn du gleich alt bist und ihn noch als Kind kennst", meint Natalie, die extra aus der Schweiz angereist ist.

Der Sänger aus Florida, der Location angemessen in schwarzer Lederjacke, bemüht sich redlich, Stimmung aufkommen zu lassen. Die Texte zu seinen beiden alten Songs "Aaron's Party" und "I Want Candy" ("Ich will Süßigkeiten") wirken allerdings deplatziert.

"Er tut mir echt ein bisschen leid. Die meisten sind wahrscheinlich wegen des Trash-Faktors hier", sagt die Frontfrau der Rockband Jennifer Rostock, Jennifer Weist, die sich unters Publikum gemischt hat. Sie sei neugierig gewesen und könne als Musikerin verstehen, dass Carter an die früheren Erfolge anknüpfen möchte. "Aber in diesem Alter neu anzufangen, ist extrem schwierig. Vor allem, wenn man vorher ein Teeniestar war."

Der Comeback-Abend des US-Sängers endet nach einer knappen Stunde abrupt. "Ich komme wieder", ruft Carter und verschwindet.

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