Gruselserie von Jason Dark Zu Besuch beim Schöpfer des berühmten John Sinclair

REFRATH · Jason Dark ist Schöpfer des berühmten John Sinclair. Jede Woche schreibt er einen Heftroman, in dem sein Held Abenteuer besteht. Nun erscheint die 2000. Ausgabe. Ein Hausbesuch beim Autor.

 Am Arbeitsgerät: Jason Dark an seiner geliebten Olympia-Schreibmaschine, Typ Monica.

Am Arbeitsgerät: Jason Dark an seiner geliebten Olympia-Schreibmaschine, Typ Monica.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Hausnummer 13 passt, auf dem Klingelschild steht kein Name. Auf dem Couchtisch im Wohnzimmer steht sein Lieblingsgetränk, ein Mix aus Orangen- und Multivitaminsaft. Und das große Jubiläum steht unmittelbar bevor. Ein Hausbesuch in Refrath bei Jason Dark, mit einer Gesamtauflage von mehr als 300 Millionen Deutschlands meistgelesener Autor. Am kommenden Dienstag, 8. November, erscheint Band 2000 der Heftromanserie „Geisterjäger John Sinclair“. Wie fühlt sich diese magische Zahl an? Jason Dark sitzt auf einem cremefarbenen Sofa und lächelt. „Irgendwie komisch“, sagt er. „Ich hätte nie gedacht, die 2000 zu erreichen.“

Vor mehr als vier Jahrzehnten hat der überaus bescheidene und sympathische Mann, der 1945 in Dahle (Sauerland) als Helmut Rellergerd geboren wurde und in Dortmund aufwuchs, die Figur des berühmten Geisterjägers von Scotland Yard erfunden. Seinen ersten Auftritt hatte John Sinclair 1973 im Debütband der Groschenroman-Gruselreihe „Gespenster-Krimi“ von Bastei, worin er unregelmäßig auftauchte. Ein smarter Oberinspektor mit Sondervollmachten, der im Kampf gegen Dämonen eine Beretta mit geweihten Silberkugeln und ein Jahrtausende altes, von den Erzengeln geweihtes Kreuz einsetzt. Die Leser lieben die Geschichten mit dem „Sohn des Lichts“, so dass John Sinclair 1978 seine eigene Heftromanserie bekommt.

Jason Dark schreibt und schreibt und schreibt. Jede Woche einen Sinclair-Heftroman, zusätzlich jeden Monat ein Sinclair-Taschenbuch. „Ich weiß auch nicht, wie ich das damals geschafft habe“, meint er während unseres Gesprächs achselzuckend. „Ich bin früh aufgestanden, die Kinder waren ja noch klein und mussten in die Schule. Dann habe ich von acht Uhr morgens bis in den Nachmittag getippt.“ Drei Tage braucht er für einen 60-seitigen Heftroman.

„Hassliebe“ zur Schreibmaschine

Einen Computer benutzt der 71-Jährige bis heute nicht. Stattdessen ist inzwischen das dritte, grüne Modell einer mechanischen Schreibmaschine im Einsatz, Typ Monica de luxe. Dark liebt das „Klack-Klack-Klack“ der Tastatur. „Die Monica oben in meinem Schreibzimmer ist meine zweite Frau“, sagt er lachend. Er verwendet Kohlepapier mit Durchschlag.

„Und wenn der Strom ausfällt, wie es oft passiert ist, kann ich weiterschreiben.“ Er spricht allerdings auch von einer „Hassliebe“ zur Schreibmaschine: „Ich mag sie, wenn die Ideen sprudeln – aber wenn ich keine Lust mehr habe, könnte ich sie zum Fenster rausschmeißen. Was ich dann doch nicht mache.“

Jason Dark hat in den 2000 Heftromanen und 312 Taschenbüchern einen eigenen Kosmos aus Figuren, Schauplätzen und Handlungssträngen geschaffen, den bislang zwei große Sinclair-Lexika (derzeit nur bis Band 1500) zu fassen versuchen. Der Geisterjäger John Sinclair trat in Comics, Videospielen, Fernsehserien und Hörspielserien auf. Seit dem Jahr 2000 läuft eine enorm erfolgreiche zweite Hörspielserie, einer der Verkaufsschlager bei Lübbe Audio. Dietmar Wunder, die deutsche Stimme von Daniel „James Bond“ Craig, spricht Sinclair.

Jeden Monat zwei neue Romane

Hatte Jason Dark jemals eine Schreibblockade? „Nein. Manchmal, bei Hochdruckwetter, hatte ich nicht richtig Lust. Dann habe ich mich mit meiner Frau ins Auto gesetzt und wir sind irgendwo hingefahren.“ Am nächsten Tag habe er dann weiter getippt. „Angst vor dem weißen Blatt hatte ich nie.“ Seit kurzem schreiben andere Autoren an der Sinclair-Romanserie mit. „Die Kraft lässt ein bisschen nach“, gibt Dark zu. Außerdem möchte er mehr Zeit für seine Familie haben, zu der zwei Enkelkinder gehören.

„Aber ich schreibe noch jeden Monat zwei neue Romane.“ Die anderen Autoren kenne er nicht persönlich. „Die ersten Geschichten waren schlimm, da hatte ich das Gefühl, die schreiben Sinclair-Romane, ohne Sinclair zu kennen. Die Romane, die jetzt kommen, sind nicht schlecht. Damit kann ich leben.“

Der Jubiläumsroman, die Nummer 2000, wird als Doppelband erscheinen. Natürlich hat Jason Dark die Geschichte persönlich verfasst. Titel: „Das Höllenkreuz“. Verrät er etwas von der Handlung? Der Schriftsteller lächelt verschmitzt. „Es gibt ein Gegenkreuz, aber was genau passiert, weiß ich nicht mehr.“ Am Dienstag wissen Sinclair-Fans mehr – dann erscheint das „Höllenkreuz“ als Heftroman und zudem als Hörspiel auf Doppel-CD.

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