Mögliches Gasleck in Bäckerei Zahl der Toten steigt nach Explosion in Paris

Paris · Nach der Explosion in einer Bäckerei in Paris ist die Zahl der Toten gestiegen. Am Sonntag wurde eine weitere tote Frau geborgen. Rund 600 Menschen waren unmittelbar evakuiert worden.

Claire Sallavuard lag an diesem Samstagmorgen kurz vor neun Uhr noch im Bett, als ein lauter Knall sie aus dem Schlaf riss. Alle Fenster waren zersplittert und die Türen in der Wohnung, die nachts offen standen, aus den Angeln gehoben. Erst später sollte sie erfahren, dass die Ursache für das Chaos eine Gasexplosion in unmittelbarer Nähe ihres Wohnhauses im Zentrum von Paris war. „Um das Zimmer zu verlassen, musste ich über die Tür am Boden steigen, meine Kinder waren in Panik“, erzählt sie. Weil der ganze Treppenbereich von Rauch vernebelt und teilweise zerstört war, gelangten sie über eine Leiter aus einer anderen Wohnung im ersten Stock ins Freie. „Bei diesen Nachbarn waren zwei Räume einfach nicht mehr da“, so Sallavuard. „Das Badezimmer ist nur noch ein Loch.“

Früher am Morgen war die Feuerwehr wegen eines Gaslecks in der Rue de Trevise im neunten Stadtbezirk gerufen worden. Noch während ihres Einsatzes gab es eine heftige Explosion, die mehrere Opfer forderte: Zwei der Feuerwehrmänner, der 27-jährige Nathanaël Josselin und der 28-jährige Simon Cartannaz, kamen dabei ums Leben, ebenso wie eine Spanierin, die mit ihrem Mann – der unversehrt blieb – Urlaub in der französischen Hauptstadt machte. Am Sonntag wurde eine weitere Frau tot unter den Trümmern gefunden.

Mehrere Dutzend Menschen wurden verletzt, davon laut dem Sprecher der Pariser Feuerwehr, Kommandant Eric Moulin, zwölf Personen schwer. „Unter ihnen besteht Lebensgefahr für zwei Feuerwehrmänner und drei Zivilpersonen“, sagte er am Samstag. Einer der schwer verletzten Feuerwehrmänner lag zwei Stunden lang unter Trümmern verschüttet, bevor Hunde ihn orteten. Präsident Emmanuel Macron würdigte auf Twitter die getöteten Feuerwehrleute. „Ihre Mission: Leben retten. Um das auszuführen, haben sie das ihre gegeben“, schrieb er.

Tote und Dutzende Verletzte nach Explosion in Paris
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Das betroffene Gebäude, in dem sich eine Bäckerei und ein Restaurant befanden, war stark zerstört und teils ausgebrannt, ebenso wie zahlreiche Häuser im Umkreis. Glasscherben und Trümmer lagen auf der Straße, geparkte Autos waren umgeworfen worden, völlig von Staub bedeckt oder teils ausgebrannt. „Die Schockwelle hat sich auf vier anliegende Straßen auf ungefähr 100 Meter ausgebreitet“, so Kommandant Moulin. Der Geruch von Verbranntem und Gas zog durch die Straßen, während Helikopter über dem Viertel kreisten und vom nahe gelegenen Platz vor der alten Oper aus die Verletzten abtransportierten. Zahlreiche Anwohner, oft noch im Pyjama, irrten zunächst auf der Straße herum.

Der Staatsanwalt von Paris, Rémy Heitz, kündigte eine juristische Untersuchung der Explosionsursache an. Man gehe von einem Unfall aus. Noch müsse geklärt werden, ob Einsturzgefahr bei anliegenden beschädigten Gebäuden bestehe, die von Experten abgesichert würden. Das Rathaus des Stadtbezirks richtete ein Krisenzentrum für alle Betroffenen ein, bot psychologische Hilfe und Unterstützung für alle, die eine neue Unterkunft brauchten. Rund 600 Menschen waren unmittelbar evakuiert worden.

Eigentlich hatte sich Paris am Samstag auf Unruhe in einer anderen Form eingestellt. Weil die Bewegung der „Gelbwesten“ einen neunten Protesttag angekündigt hatte, waren mehr als 5000 Polizisten im Einsatz, gegenüber 8000 Demonstranten in Paris. Landesweit waren mit 84 000 „Gelbwesten“ mehr als in den Vorwochen auf der Straße. Erneut kam es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei, Gewaltexzesse blieben aber aus.

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