Katastrophe in Mexiko Mindestens 79 Menschen sterben nach Explosion an Pipeline

Tlahuelilpan · In Mexiko kommt es zu einer verheerenden Explosion an einer Benzin-Pipeline. Dutzende Menschen sterben in den Flammen. Die Katastrophe trifft das Land inmitten einer Debatte über Benzin-Diebstahl. Der Präsident sieht den Fall auch als Mahnung.

 In der Nähe der Pipeline hatten sich zum Zeitpunkt der Explosion mehrere Hundert Menschen befunden.

In der Nähe der Pipeline hatten sich zum Zeitpunkt der Explosion mehrere Hundert Menschen befunden.

Foto: Claudio Cruz/AP

Flammen schlagen meterhoch aus der Pipeline in den schwarzen Nachthimmel über Mexiko. Menschen rennen in Panik schreiend in alle Richtungen davon.

Videoaufnahmen zeigen das Chaos nach einer Explosion an einer Benzinleitung im Bundesstaat Hidalgo. Mindestens 79 Menschen kommen bei dem Unglück ums Leben, 66 Verletzte werden noch in verschiedenen Krankenhäusern behandelt, teilte der mexikanische Gesundheitsminister Jorge Alcocer am Sonntag mit.

Nach ersten Untersuchungen sei es möglich, dass die Explosion durch die Reibung der sythetischen Kleidung der Menschen entstanden sei, die sich um das Leck gesammelt hätten, erklärte Mexikos Generalstaatsanwalt Alejandro Gertz Manero. Aus der Leitung sei neben Benzin auch Gas ausgetreten.

In der Nähe der Leitung befanden sich zum Zeitpunkt der Explosion am Freitagabend zwischen mehreren Hundert bis sogar tausend Menschen, wie lokale Medien berichteten. An der Kraftstoff-Leitung in der Stadt Tlahuelilpan, rund 80 Kilometer nördlich von Mexiko-Stadt, hatte sich ein Leck gebildet, Anwohner näherten sich, um das Benzin in Eimern oder Kanistern mitzunehmen.

Durch die Reibung von synthetischen Materialien könne es zu elektrischen Reaktionen kommen, so Generalstaatsanwalt Gertz Manero - und statisch aufgeladene Kleidung könnte zum Entzünden des Gases geführt haben. "Es gab viel Bewegung in einer Zone voll mit Gas", so Gertz Manero. Festnahmen oder Anklagen gebe es im Zusammenhang mit dem Vorfall bisher nicht.

Bei den Ermittlungen würde nichts ausgeschlossen, sagte Präsident Andrés Manuel López Obrador. Die Wahrheit über die Hintergründe werde herausgefunden und die Verantwortlichen bestraft, so der Linkspolitiker. Die Strategie im Kampf gegen den Benzin-Dienstahl werde nicht geändert. "Wir werden nicht nachgeben."

Viele der Verletzten hätten schwere bis sehr schwere Verletzungen erlitten, sagte Fayad. Einige Menschen seien von Angehörigen als vermisst gemeldet worden, berichtete ein Reporter des Fernsehsender "Milenio TV". Es sei jedoch unklar, ob sie tot oder in einem Krankenhaus seien. Viele der Todesopfer seien zu stark verbrannt, um sie schnell identifizieren zu können. Im Tageslicht am Samstag zeigte sich das Ausmaß des Brandes - um die Pipeline ist die Erde meterweit schwarz verkohlt.

Am Freitagnachmittag war nach Angaben des Fernsehsenders "Milenio TV" eine Öffnung an der Leitung gemeldet worden. Der staatliche Mineralölkonzern Pemex erklärte, es habe sich um einen illegalen Anzapf-Versuch an der Pipeline zwischen den Städten Tuxpan und Tula gehandelt. Als sich die Nachricht rumsprach, eilten Menschen zu der Leitung, um dort Benzin abzufüllen - was in Mexiko eine Straftat ist.

Der Benzin-Diebstahl ist ein großes Problem in dem lateinamerikanischen Land. Nach Pemex-Angaben wurde im vergangenen Jahr alle 30 Minuten versucht, illegal eine der Pipelines anzuzapfen. Fayad rief nach dem Unfall die Bevölkerung auf, sich nicht am Benzin-Klau zu beteiligen: Dies sei lebensgefährlich.

Ende Dezember begann die Regierung damit, das Verteilungssystem angesichts der massiv gestiegenen Zahl von Anzapf-Versuchen zu ändern. Einige Leitungen wurden geschlossen, der Sprit wird in bewachten Tanklastern transportiert. An vielen Tankstellen führte das in den vergangenen Wochen zu langen Warteschlangen und Panikkäufen. Ob wegen des Benzin-Engpasses so viele Menschen in Tlahuelilpan die vermeintliche Chance auf Benzin nutzen wollten, ließ sich zunächst nicht bestätigen. Lokale Medien berichteten, in der Region habe Sprit gefehlt.

In der Nacht nach dem Unglück versuchten Menschen zur der Unfallstelle zu gelangen, um nach Familienangehörigen zu suchen. Soldaten und Polizisten hielten sie zurück. Nun wird auch die Frage lauter, warum das Gebiet um das Leck in der Benzinleitung nicht schon vor der Explosion abgeriegelt wurde. Ein Video des Fernsehsenders "Milenio TV" zeigt bewaffnete Soldaten vor der Explosion bei der Pipeline - sie lassen die Menschen mit Kanistern seelenruhig in Richtung des Lecks laufen.

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