Stimmungstief im Herbst Wenn der Herbstblues kommt

Bonn · Viele Menschen fühlen sich in der herbstlichen Jahreszeit niedergeschlagen und unmotiviert. Woher das kommt und wie man dem Herbstblues entgegenwirken kann.

 Ein Herbstspaziergang durch den Wald kann dem Stimmungstief entgegenwirken.

Ein Herbstspaziergang durch den Wald kann dem Stimmungstief entgegenwirken.

Foto: Sebastian Kahnert/dpa

Zum Herbstanfang werden die Tage kürzer. Vielen Menschen schlägt die dunkle Jahreszeit auf die Stimmung: Sie fühlen sich müde und können sich zu nichts aufraffen. Unter dem sogenannten Herbstblues oder auch Novemberblues leidet jede dritte Frau und jeder vierte Mann. Laut verschiedener Studien sind etwa zehn Prozent der mitteleuropäischen Bevölkerung im Winter von Symptomen wie Müdigkeit, Energielosigkeit, Konzentrationsschwäche und Heißhunger auf Kohlenhydrate betroffen.

Grund für dieses dauerhafte Stimmungstief ist die naturbedingte Veränderung der Lichtverhältnisse. Bei Dunkelheit wird von der Zirbeldrüse das schlaffördernde Hormon Melatonin ausgeschüttet. Dieses wird bei Licht abgebaut, aber daran mangelt es in der kalten Jahreszeit. Studien haben ergeben, dass die nächtliche Ausschüttung von Melatonin im Winter eine halbe Stunde länger dauert als im Sommer. Aus diesen Gründen bleibt der Melatonin-Spiegel hoch und die Chance auf bessere Laune sinkt.

Das hängt zudem mit dem Mangel an körpereigenen Stimmungsaufhellern zusammen. Aufgrund der geringen Sonneneinstrahlung wird zu wenig Serotonin gebildet. Das ist ein lichtabhängiger Botenstoff, der für positive Stimmung sorgt. Lange wurde angenommen, dass Serotonin in bestimmten Lebensmitteln steckt oder seine Produktion durch diese gefördert wird. Ausgerechnet Bananen, Nüsse und Schokolade sollten dafür verantwortlich sein, in denen besonders viele Kohlenhydrate enthalten sind. Viele Menschen glauben daran, obwohl Ernährungsmediziner diese vermeintliche Hiobsbotschaft längst widerlegt haben. Deswegen ist im Winter eine Gewichtszunahme häufig vorprogrammiert. Manche Menschen leiden aber auch an Appetitlosigkeit und Gewichtsabnahme.

Herbstblues von ernsthafter Depression unterscheiden

Ein Großteil der Betroffenen hat nur vorübergehend mit dem Herbstblues zu kämpfen. Bei manchen kann es sich allerdings um eine saisonal abhängige Depression (SAD) handeln. Diese Krankheitsform ist eine Unterform depressiver Erkrankungen und entwickelt sich meist in den Herbstmonaten. Der Bundesverband für Gesundheitsinformation und Verbraucherschutz - Info Gesundheit e.V. (BGV) warnt davor, die oft bis ins Frühjahr anhaltenden massiven Beschwerden zu verharmlosen und rät unbedingt zu einer ärztlichen Behandlung.

Die charakteristischen Merkmale einer SAD ähneln denen des Novemberblues, treten aber deutlich intensiver auf. Tiefe Niedergeschlagenheit, fehlender Antrieb, sowie Erschöpfungs- und Angstzustände gehören dazu. Die Betroffenen verlieren ihre Lebensfreude und Motivation und spüren ein vermehrtes Schlafbedürfnis. "Treten die genannten Symptome verbunden mit hohem Leidensdruck länger als zwei Wochen auf, sollte zur genaueren Abklärung ein Arzt aufgesucht werden", rät Erhard Hackler, geschäftsführender Vorstand des BGV. In schwerwiegenden Fällen kann eine Lichttherapie hilfreich sein. Dabei wird der Patient mit Licht von ca. 10.000 Lux bestrahlt, was von seiner Intensität her dem Sonnenlicht entspricht. Die schädliche UV-Strahlung fällt hierbei aber weg.

"Im Gegensatz zur depressiven Erkrankung ist eine leichtere depressive Verstimmung nicht behandlungsbedürftig. Der Betroffene selbst kann einiges tun, um seine Stimmung zu verbessern", sagt Hackler.

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