Kleinbus rast in Menschengruppe Kündigte der Täter von Münster seine Tat in Mail an?

Münster · In der Altstadt von Münster ist ein Camping-Van in eine Gruppe von Menschen gerast. Es gibt mehrere Tote und Verletzte. Der Täter soll ein Deutscher sein. ga-bonn.de berichtet live.

Gegen 15.30 Uhr war ein Mann mit dem Fahrzeug in der Innenstadt in eine Gruppe sitzender Personen vor dem Restaurant "Großer Kiepenkerl" gefahren. Dabei wurden nach aktuellen Informationen drei Personen getötet. Mindestens 20 weitere Menschen wurden bei der Attacke verletzt, darunter sechs schwer. Der Fahrer des Camping-Bullies hatte sich laut Polizei nach der Attacke selbst erschossen. Aktuelle Entwicklungen in Münster lesen Sie auch hier!Täter war psychisch kranker Deutscher

Die Attacke ist nach Angaben des nordrhein-westfälischen Innenministers Herbert Reul (CDU) von einem Deutschen begangen worden. Es spreche zudem "im Moment nichts dafür, dass es irgendeinen islamistischen Hintergrund gibt", sagte Reul bei einem Besuch vor Ort. Der Täter sei "nach jetzigem Stand der Ermittlungen ein Deutscher Staatsbürger gewesen und nicht - wie überall behauptet wird - ein Flüchtling oder ähnliches", sagte der Innenminister. Zugleich machte er deutlich, dass die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen seien. "Der Rest wird jetzt in Ruhe ermittelt."

Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) soll es sich bei dem Täter um den 49-Jährigen Jens R. handeln, der psychisch auffällig war. Nach Informationen von NDR, WDR und SZ ist der Mann Jahrgang 1969 und Deutscher ohne Migrationshintergrund. Er soll in der Vergangenheit psychisch auffällig gewesen sein, Hinweise auf Islamismus gebe es nicht.

Der Mann soll laut der FAZ ursprünglich aus Olsberg im Sauerland stammen. Er soll 2014 und 2016 psychisch auffällig gewesen sein. Das ZDF berichtet, dass er vor kurzer Zeit schon einmal versucht haben soll, sich das Leben zu nehmen. Laut der Münsterschen Zeitung soll sich Jens R. vor gut einer Woche per Mail bei Freunden und Bekannten verabschiedet und einen Selbstmord angekündigt haben.

Jens R. soll laut FAZ rund zwei Kilometer vom Tatort entfernt gewohnt haben. Die Polizei durchsuchte am Samstagabend seine Wohnung. Wie die "Bild"-Zeitung berichtet, soll dabei ein Knall zu hören gewesen sein. Auch die Feuerwehr war vor Ort. Offenbar befürchteten die Einsatzkräfte eine Explosion.

Es gibt zudem Berichte, dass der Täter Verbindungen zur rechtsextremen Szene hatte. Dies wurde jedoch bisher nicht bestätigt.

Sprengstoff gefunden?

Wie die Polizei mitteilte, wurde in dem Kleinbus ein "verdächtiger Gegenstand" mit einem Draht gefunden. Sprengstoffexperten untersuchten das Paket. Bis zum Abend durchsuchten Experten der Polizei zudem die Wohnung des Täters. Offenbar fanden laut "Spiegel Online" Beamte dabei auch eine Waffe, es soll sich um ein Sturmgewehr handeln. Zudem soll Sprengstoffmaterial gefunden worden sein.

Zwischenzeitlich hatte es zunächst Hinweise auf mindestens einen zweiten Täter gegeben, der auf der Flucht sein sollte. Dies wurde jedoch nicht bestätigt.

Der Bereich rund um den Kiepenkerl wurde nach der Attacke weiträumig abgeriegelt. Der "Große Kiepenkerl" ist eine bei Einheimischen und Touristen beliebte und traditionsreiche Gaststätte mitten in der historischen Altstadt von Münster mit ihren vielen schmalen Gassen. Bei gutem Wetter, wie es am Samstagnachmittag herrschte, sitzen und stehen dort oft zahlreiche Menschen im Freien. Zwischenzeitlich hatte es geheißen, dass unter den Todesopfern zwei Mitarbeiter des Restaurant seien. Diese Information stellte sich jedoch als falsch heraus.

Die Polizei konnte bis zum Abend keine Angaben machen, wer die beiden Toten seien. Sie habe dazu keine Informationen, sagte eine Sprecherin.

Wie die Polizei bei Twitter meldete, sollten die Menschen den Altstadtbereich weiter meiden. Die Polizei hatte die Bevölkerung bereits am Nachmittag zu besonnenem Handeln aufgerufen. "Bitte den Bereich um den Kiepenkerl meiden. Wir sind vor Ort." Wenig später ergänzte sie: "Bitte auch den weiträumigen Innenstadtbereich verlassen, damit die Rettungskräfte in Ruhe arbeiten können."

Alle verfügbaren Polizeikräfte und Spezialeinheiten Nordrhein-Westfalens sollen bereits kurz nach dem Vorfall nach Münster beordert worden sein. Über der Innenstadt kreisten Hubschrauber. Die Uni-Klinik rief zu Blutspenden auf. Zahlreiche Menschen folgten dem Aufruf - so viele, dass die Klinik sogar etliche potenzielle Blutspender wieder nach Hause schicken mussten.

Die Polizei schaltete ein Hinweistelefon unter der Nummer 08003040303, unter der sich Zeugen des Vorfalls melden können.

Polizei: Wegen einer Demonstration viele Kräfte in der Stadt

Wegen einer angekündigten Demonstration von Kurden sind viele Polizisten zum Tatzeitpunkt in der Münsteraner Innenstadt gewesen. Diese seien gleich zum Tatort geeilt, als der Kleintransporter in eine Menschengruppe gelenkt wurde, sagte ein Sprecher der Polizei. Die Demonstration sei für 15.30 Uhr angekündigt gewesen, der Vorfall ereignete sich etwa zur gleichen Zeit. Es gebe bislang keine Informationen, ob ein Zusammenhang zwischen der Demonstration und dem Zwischenfall bestehen könnte.

Eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums sagte, die Bundesregierung sei informiert. Die Ermittlungen liefen auf Hochtouren. Zu Detailfragen gab es zunächst keine Informationen. Die Hintergründe des tödlichen Zwischenfalls sind nach Angaben von Oberbürgermeister Markus Lewe noch unklar. „Ganz Münster trauert über dieses schreckliche Ereignis. Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen der Getöteten. Den Verletzten wünschen wir schnelle und baldige Genesung“, sagte Lewe vor Journalisten. Er dankte den Einsätzkräften für ihre Arbeit.

Am Sonntagabend soll es einen Gedenkgottesdienst im Paulus-Dom geben. Der Münsteraner Bischof Felix Genn leitet den ökumenischen Gottesdienst, der um 19.30 Uhr beginnen soll, wie Bistumssprecher Stephan Kronenburg sagte. „Wir laden jeden ein, der ein Bedürfnis hat.“

Jahrestag des Anschlags in Stockholm

Genau vor einem Jahr, am 7. April 2017, fuhr ein Attentäter mit einem gestohlenen Lastwagen in der Stockholmer Innenstadt gezielt in eine Fußgängerzone. Dabei wurden fünf Menschen getötet und 14 weitere teils schwer verletzt.

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