Psychische Probleme Vier Tote bei Amokfahrt in Fußgängerzone von Melbourne

Sydney · Über drei Straßenblocks hinterlässt ein Amokfahrer in Melbourne eine Spur der Verwüstung. Vier Menschen hat er mit dem Auto getötet. Der Mann ist der Polizei bekannt - sie war ihm vor der Tat auf den Fersen.

 Nach Angaben der Polizei hat der Fahrer keinen terroristischen Hintergrund.

Nach Angaben der Polizei hat der Fahrer keinen terroristischen Hintergrund.

Foto: Andrew Brownbill

Ein Mann ist in der australischen Stadt Melbourne absichtlich mit seinem Auto in eine Fußgängerzone gerast und hat dabei vier Menschen getötet - darunter ein Kind. Weitere 14 Personen wurden nach Angaben der Polizei bei dem Angriff verletzt.

Mehrere von ihnen waren in kritischem Zustand, unter ihnen ein drei Monate altes Baby, wie das Kinderkrankenhaus der südaustralischen Metropole auf Twitter mitteilte. Laut Polizei handelte es sich nicht um einen Terroranschlag. Der 26-jährige Fahrer wurde festgenommen. Er war der Polizei bereits als Gewalttäter bekannt, und sie war ihm kurz vor der Tat auf der Spur gewesen.

Der Mann fuhr am frühen Nachmittag (Ortszeit) zunächst vor einem Bahnhof im zentralen Geschäftsviertel der Stadt im Kreis, wie der Polizeichef des Bundesstaates Victoria, Graham Ashton, auf einer Pressekonferenz sagte. Im Internet verbreitete Videos zeigen, wie ein Mann mit einem Baseball-Schläger vergeblich versucht, das Auto anzuhalten. Es rast kurz darauf davon.

In der nahegelegenen Fußgängerzone habe der Mann dann angefangen, Menschen anzufahren, sagte Ashton. Polizisten hätten ihn mit ihrem Wagen gerammt, auf ihn geschossen und ihn am Arm getroffen. Auf Bildern in sozialen Medien war die Festnahme eines Mannes zu sehen, der nur eine rote Unterhose und weiße Schuhe trug.

Bei dem Täter gebe es eine umfangreiche Vorgeschichte von häuslicher Gewalt und Körperverletzungen, sagte Ashton weiter. Zudem habe er in der Vergangenheit psychische Probleme gehabt und Drogen genommen.

Beamte hatten den Mann demnach verfolgt, als er vor der Tat in die Stadt fuhr. Wegen seiner unberechenbaren Fahrweise sei es ihnen zunächst nicht gelungen, ihn anzuhalten. Eine Bekannte des Mannes sei zwischenzeitlich im Auto gewesen, habe vor dem Angriff aber flüchten können. Es werde ermittelt, ob der Täter sie als Geisel genommen habe.

Einen konkreten Grund für die Verfolgung der Polizei nannte Ashton nicht, er sprach aber von Angriffen auf den Bruder des Mannes sowie auf den Partner seiner Mutter. In einer Mitteilung der Polizei hieß es, die Tat stehe in Verbindung mit einer Messerstecherei am Morgen.

Die städtischen Rettungskräfte gaben an, auf einem Gebiet von drei Straßenblocks 24 Verletzte behandelt zu haben, wie der Sender ABC berichtete. Bei zwei Toten handelte es sich laut Ashton um einen Mann und eine Frau im Alter zwischen 30 und 40 Jahren. Das Alter des getöteten Kindes nannte er nicht. Das vierte Todesopfer starb einige Stunden nach der Amokfahrt. Der Tatverdächtige wurde in ein Krankenhaus gebracht. Seine Verletzungen waren den Angaben zufolge nicht lebensbedrohlich.

Die Polizei bat die Bevölkerung um Hilfe bei den Ermittlungen. Etwaige Videos der Tat sollten auf der Facebook-Seite der Polizei hochgeladen werden.

Australiens Premierminister Malcolm Turnbull sprach in einer Twitter-Nachricht von einem "bösartigen kriminellen Angriff". Er bedankte sich per Videobotschaft bei Polizei, Rettungskräften und Passanten für ihre Hilfe: "Ihre Liebe, ihre Selbstlosigkeit, ihr Mut sind das Allerbeste unseres australischen Geistes."

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