Krimireihe in der ARD Viel Aufregung um Tatort "Babbeldasch"

BERLIN · Der neue „Tatort“ aus Ludwigshafen kommt ohne ausformuliertes Drehbuch aus. Dafür wird viel Dialekt gesprochen. Das ist schon vor der Ausstrahlung umstritten und löst Diskussionen auf Facebook aus.

Krimikenner Francois Werner hat das neue „Tatort“-Experiment gegen teilweise drastische Kritik in Schutz genommen. Der Gründer der Webseite tatort-fundus.de sagte der Deutschen Presse-Agentur, er verstehe die Aufregung um die SWR-Folge „Babbeldasch“ nicht, die am Sonntagabend im Ersten ausgestrahlt werden sollte.

„Bild“ hatte die von Regisseur Axel Ranisch ohne festes Drehbuch gefilmte Folge mit Ulrike Folkerts alias Lena Odenthal am Samstag als „schlechtesten Tatort aller Zeiten“ verrissen. Dabei kritisierte die Zeitung unter anderem schwer zu verstehende Szenen in pfälzischer Mundart. „Spiegel Online“ schrieb von einem „Ausnahme-„Tatort“ - der leider nicht aufgeht“.

Werner sagte, er finde die teils harsche Kritik „völlig überzogen“. „Ich glaube, darin steckt eher eine Kritik an der generellen Experimentierfreudigkeit am „Tatort“ und das immer häufigere Weg vom „klassischen“ Krimi hin zum betont „anderen“ Krimi.“ Der Einsatz von Mundart sei „schon deshalb positiv, weil es zum ursprünglichen „Tatort“-Konzept von 1970 gehört und in jedem „Tatort“ präsent sein sollte“, meinte Werner. „Babbeldasch selbst ist eher konventionell erzählt und hat heitere und komische Momente und ist gute Unterhaltung.“

Auf der offiziellen „Tatort“-Facebookseite wurde das erst am Sonntagvormittag veröffentlichte kurze Video zur neuen Folge bereits nach zwei Stunden mehr als 50.000 Mal aufgerufen. Und auch sofort kontrovers kommentiert: „Ich find die Idee schon mal genial. Impro-Theater und Fernsehen vereint“, heißt es anerkennend in einem Post. „Hört doch endlich auf aus den Tatorts „künstlerische Meisterstücke“ machen zu wollen“, lautet die Forderung in einem anderen. „Die ARD ist ein konservativer öffentlich-rechtlicher Fernsehsender, da darf man auch ganz traditionelle KRIMIS zeigen!“

Andere überzeugt das Konzept: „Das werde ich mir anschauen. Bin sehr gespannt. Ich bin immer gern offen für neues. Die Welt dreht sich“, lautet eine Einschätzung. „Schade, da freut man sich immer lange auf die Ludwigshafener, und dann wird alles getan, um einem die Freude zu vergällen.... Ich finde, Lena und Mario hätten etwas anderes verdient“, lautet eine genau gegenteilige Meinung. Und noch ein Post: „Der Trailer schreit: Nicht angucken. Noch ein nicht witziger Fall, noch schlimmer als Weimar. Mundart, schrecklich konservativ.“

Das sehen durchaus nicht alle so, wie eine Pfälzerin in Mundart gegenhält: „Heah, wenn schunnmool unsan Dialekt in da Glotze kummt, dann muss ich ma des ogugge. Schenne kann ich dann hinnaher, wenna ma ned gfalle hott... (Übersetzung: Wenn denn mal unser Dialekt im Fernsehen kommt, dann muss ich mir das anschauen. Schimpfen kann ich dann im Nachhinein, wenn der Film mir nicht gefallen hat.)“

Und gleich mehrere Facebook-User plädieren dafür, den Ball flach zu halten und den Krimi erstmal abzuwarten: „So sicher wie das Amen in der Kirche, der kollektive Aufschrei der Tatortgemeinde. Leute, lässt die Kirche im Dorf und genießt einfach den neuen Tatort.“ Oder auch: „Jetzt kommen wieder all die Tatort Hater aus den Löchern! Was würden Sie eigentlich sonntags abends machen, wenn sie mal keinen Tatort haben könnten?“

Dass die Meinungen beim „Tatort“ auseinandergehen, ist normal, ungewöhnlich aber, wenn sich das schon Stunden vor der Ausstrahlung abzeichnet, wie eine Facebook-Nutzerin anmerkt: „Wow, das ist ja hier echt cool. Sonst muss man ja immer darauf warten, dass der Tatort läuft, bevor alle meckern und maulen.“

Die Dreharbeiten zum nächsten „Tatort“ mit dem Titel „Waldlust“ aus Ludwigshafen nach dem gleichen Konzept haben bereits begonnen. Wie bei der Folge „Babbeldasch“ sind keine Dialoge vorgegeben worden. Regie führt erneut Axel Ranisch, Sendetermin ist 2018. (dpa)

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