BASF-Unglück Ursache war vermutlich Schnitt in falsche Rohrleitung

Frankenthal · Das BASF-Unglück mit drei Toten und vielen Verletzten schockt die Stadt noch immer. Ursache war möglicherweise ein Schnitt in eine Rohrleitung für hochgefährliches Material. Der mutmaßliche Urheber wurde selbst schwer verletzt.

Das tödliche Explosionsunglück bei der BASF ist möglicherweise durch fehlerhaftes Anschneiden einer Leitung für brennbare Stoffe ausgelöst worden. An einer Rohrleitung am Unglücksort wurde ein Schnitt entdeckt, der von einer Trennscheibe herrührt, wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Mittwoch mitteilten. Der mutmaßliche Verursacher - ein Mitarbeiter einer Fremdfirma - habe noch nicht befragt werden können, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt in Frankenthal, Hubert Ströber. Der Mann liege schwer verletzt im Krankenhaus und sei nicht vernehmungsfähig. Bei dem Unglück starben drei Menschen, 30 wurden verletzt.

Zur Unglückszeit hatten Mitarbeiter einer Fremdfirma an einer Nachbarleitung mit einem Winkelschleifer Wartungsarbeiten erledigt. Die angeschnittene Rohrleitung, in der brennbares Raffinat floss, gehörte nicht zum Auftrag. Der Schnitt habe die Leitung geöffnet, so dass das Material ausgetreten sei, sagte Ströber. „Das hat sich entzündet.“ Nun müsse geklärt werden, wieso der Schnitt erfolgt sei. „Das ist ja für denjenigen, der das macht, hochgefährlich.“ Ob der mutmaßliche Urheber des Schnitts auch für die mit Wartungsarbeiten beauftragte Fremdfirma arbeitet, wollte Ströber nicht sagen.

Die Untersuchungen sollen sich nun auf den Ablauf der Wartungsarbeiten und die die davor ergriffenen Sicherheitsmaßnahmen konzentrieren. Außerdem sollen die Zusammenhänge zwischen dem Schnitt und der Explosion geklärt werden. Dazu werde das betroffene Leitungsstück herausgetrennt werden müssen, sagte Ströber. Weil das nur unter absolut sicheren Umständen erfolgen solle, könne es bis dahin noch einige Tage dauern.

Gedenkfeier für Opfer

Unterdessen gedachten BASF-Mitarbeiter und Mitglieder des Vorstandes bei einer Feier der Opfer des Unglücks. Die Veranstaltung im BASF-Feierabendhaus sei auf Wunsch der Kollegen von der Werksfeuerwehr intern gehalten, sagte eine Sprecherin. Dabei wollten nach ihren Angaben auch Vorstandschef Kurt Bock und Standortleiterin Margret Suckale sprechen. Beide werden sich auch an diesem Donnerstag bei einer Quartals-Pressekonferenz des Unternehmens zum Unglück äußern. Eine weitere Gedenkfeier ist für Sonntag (30. Oktober) in der Katholischen Kirche St. Martin im Stadtteil Oppau geplant. Organisator sind die beiden großen christlichen Kirchen in der Stadt.

In einer am Mittwoch veröffentlichten Sonderausgabe der Werkzeitung „BASF information“ versicherte Bock, das Unternehmen arbeite „mit größter Anstrengung daran, alles restlos aufzuklären. Das schulden wir den trauernden Familien, den Angehörigen, den Kameraden und Freunden, der Öffentlichkeit und uns“. Er kündigte zudem eine Überprüfung der Sicherheitsmaßnahmen und weitere Investitionen in diesem Bereich an. „Dafür setze ich mich persönlich ein“, schrieb Bock.

Der Konzernchef war kritisiert worden, weil er sich nach dem Unglück nicht persönlich öffentlich geäußert hatte. Der Betriebsratsvorsitzende der BASF SE, Sinischa Horvat, sagte der Zeitung, er habe den Eindruck, dass die Mitarbeiter am Standort nach dem tragischen Ereignis enger zusammengerückt seien. (dpa)

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