Bröckelnde Monumente Trump bringt Naturschutzgebiete in den USA in Gefahr

Washington · US-Präsident Donald Trump beschneidet von seinen Vorgängern eingerichtete Naturschutzgebiete. Jetzt trifft es zwei Regionen in Utah, die Barack Obama und Bill Clinton zu nationalen Monumenten erklärt hatten. Doch es regt sich Widerstand.

Traumlandschaft: Der Colorado River windet sich am nördlichen Rand des Bears-Ears-Monuments im US-Bundesstaat Utah.

Traumlandschaft: Der Colorado River windet sich am nördlichen Rand des Bears-Ears-Monuments im US-Bundesstaat Utah.

Foto: picture alliance / dpa

Sogenannte National Monuments, zu denen schützenswerte Landschaften und historische Denkmäler gehören, wurden in den USA in der Vergangenheit nur selten angerührt. Und wenn, dann aus nachvollziehbaren Gründen. Präsident Woodrow Wilson sah sich 1915 genötigt, den Mangel an Bauholz zu lindern.

Also stutzte er das Schutzgebiet um Mount Olympus im Bundesstaat Washington an der Westküste. Ansonsten gilt die Regel: einmal Monument, immer Monument. Oder sogar die Aufwertung zum Nationalpark. So geschehen etwa beim Tourismusmagneten Bryce Canyon. US-Präsident Donald Trump, der als New Yorker sein Naturempfinden weitgehend auf Golfplätzen und beim Vorbeifahren im Central Park gebildet hat, will mit der Tradition brechen. Rund 30 Objekte stehen landesweit auf dem Prüfstand.

Nirgends ist der Wille Donald Trumps, das Erbe seines Vorgängers Barack Obama zu zerstören oder rückgängig zu machen, so ausgeprägt wie beim Natur- und Umweltschutz. Am Montag ordnete er im Bundesstaat Utah die Schrumpfung von zwei von Obama im Dezember 2016 ausgewiesenen Naturschutzgebieten („National Monuments“) an.

Durch die drastische Verkleinerung des 5500 Quadratkilometer großen Bears-Ears-Gebietes und des zuvor von Bill Clinton geschützten Areals um Grand Staircase-Escalante sollen lokale Instanzen, Farmer, aber vor allem auch Industriebetriebe zu ihrem Recht kommen, die dort Rohstoffe wie Kohle oder Uran schürfen wollen. In beiden Fällen hat Trumps Innenminister Ryan Zinke den Missbrauch der zentralstaatlichen Gewalt Washingtons als Hinderungsgrund ausgemacht.

Rohstoffabbau auf heiligem Boden

Trumps Entscheidung, für die er eigens in die Mormonenhauptstadt Salt Lake City flog (nicht aber in die geschützten Gebiete), ist in mehrfacher Hinsicht kontrovers. Trump schließt sich der Meinung der von ihm eingestellten Experten an. Danach hat vor allem Obama seine präsidialen Befugnisse „zu oft und zu maßlos“ eingesetzt, um weite Teile Amerikas den Unbillen der Zivilisation zu entziehen. Dabei folgte Obama im Fall Utah vor allem dem Drängen von lokalen Naturschützern, Umweltverbänden und diversen Indianerstämmen.

Sie erkennen in dem traumhaften Gebiet um Bears Ears, das wegen seiner Abgeschiedenheit erst sehr spät kartographiert wurde, heiligen Boden. Die vielen Artefakte aus grauer Vorzeit, die bei Ausgrabungen gefunden wurden, müssten unbedingt geschützt werden, fordern sie. Utahs Gouverneur Gary Herbert und mit ihm die Republikaner im Parlament fühlen sich dagegen von Washington „entmachtet“, „ignoriert“ und „übergangen“.

Dabei haben weder Obama noch dessen Vorgänger seit 1906 im luftleeren Raum agiert und landesweit rund 160 Landmarken zum Nationaldenkmal aufgewertet. Der sogenannte Antiquities Act gibt dem Präsidenten das exklusive Recht, Teile der heimischen Scholle dem Zugriff von außen zu entziehen. Wenn eine wissenschaftliche, kulturelle und historische Bedeutung gegeben ist oder der Kongress es nicht hinbekommt, selber einen Rechtsrahmen zu verabschieden.

Indianer wollen vor den Obersten Gerichtshof

Präsident Teddy Roosevelt machte vor mehr als 100 Jahren den Anfang. Er hielt seine schützende Hand über den „Turm des Teufels“ in Wyoming, eine knapp 300 Meter hohe Formation aus Lavagestein, die Indianern bis heute als Wohnsitz der Grizzlybären gilt.

Im Fall Utah wollen fünf Indiander-Nationen, darunter die Hopi und die Navajos, sowie diverse Umweltverbände nach eigenen Angaben bis vor den Obersten Gerichtshof in Washington ziehen, um Trumps Aktionsradius einzuschränken. „Der bisher größte Angriff auf das Erbe dieser Nation kann nicht unwidersprochen bleiben“, sagt der demokratische Senator Tom Udall.

Die Navajo-Indianer formulieren die Tragweite von Trumps Vorgehen so: Ihr Refugium zu beschneiden, sagen sie, sei so, als würde man die in Stein gehauenen Präsidentenköpfe von Lincoln, Washington, Jefferson und Roosevelt am Mount Rushmore in South Dakota sprengen.

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