Streit um "süße" Babyfotos im Netz Tochter verklagt Eltern wegen Kinderfotos auf Facebook

Kärnten · Süße Babyfotos im Netz freuen oft die Eltern. Für die Kinder können diese aber auch negative Folgen haben. In einem aktuellen Fall verklagt eine 18-jährige Tochter ihre Eltern sogar wegen solcher Schnappschüsse.

 Wenn Eltern Fotos ihrer Kinder auf Facebook stellen, sollten sie die Privatsphäre beachten.

Wenn Eltern Fotos ihrer Kinder auf Facebook stellen, sollten sie die Privatsphäre beachten.

Foto: dpa (Symbolfoto)

"Oh, ist das süß!" Diesen Satz hören Eltern gerne und oft, wenn es um Baby- und Kinderfotos ihres Nachwuchses geht. Gerne werden diese Bilder auch auf Facebook gestellt und mit den Freunden geteilt, um noch mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Nicht immer wird dabei jedoch bedacht, dass diese "süßen" Schnappschüsse nicht bei allen auf Zustimmung stößt, besonders bei den "betroffenen" Kindern.

Auch die Eltern einer 18-Jährigen aus Österreich haben Bilder ihrer Tochter online gestellt. Doch der jungen Frau wurde das zuviel. Sie verklagt nun ihre Eltern, weil die seit sieben Jahren täglich Fotos von ihr auf Facebook stellen. "Sie kannten keine Scham und keine Grenze. Ob ich auf dem Töpfchen saß oder nackt in meinem Kinderbettchen lag – jeder Schritt von mir wurde fotografisch festgehalten und nachträglich öffentlich gemacht", erzählt sie einem Bericht des Magazins "ganze Woche" zufolge.

Mit 14 meldete sie sich bei Facebook an, dann sah sie die vielen Fotos; drei Jahre, nachdem die ersten Bilder schon eingestellt wurden. 700 Freunde der Eltern bekamen die Bilder zu dem Zeitpunkt regelmäßig zu sehen. Das Mädchen forderte ihre Eltern auf, die bereits mehr als 500 Bilder zu löschen. Dieser Aufforderung kamen sie allerdings nicht nach. Der Vater sieht dazu keinen Grund, schließlich sei die Fotosammlung nur ein Familienalbum für sich, seine Frau und die "nur 700 Facebook-Freunde", also nur "einer begrenzten Gruppe" zugänglich, wie er sagt.

Auch wenn die Eltern nun keine Bilder mehr posten, auch, weil sich die 18-Jährige nicht mehr fotografieren lässt, muss sich der Vater voraussichtlich im November vor Gericht verantworten. Ihm drohe eine Strafe in Höhe von 3000 bis 10.000 Euro.

Appell der Polizei Hagen

Schon im letzten Herbst machte die Polizei Hagen mit einem Facebook-Post auf die Problematik aufmerksam. "Hören Sie bitte auf, Fotos Ihrer Kinder für jedermann sichtbar bei Facebook und Co zu posten! - Auch Ihre Kinder haben eine Privatsphäre!", appellierte die Polizei an die Eltern.

Außerdem warnten die Beamten: "Vielleicht finden Sie die Fotos heute süß, Ihrem Kind sind sie in ein paar Jahren aber endlos peinlich." Zudem machen sie noch auf ein ganz anderes Problem aufmerksam: "Oder Ihr Kind wir damit sogar gemobbt."

Denn nicht nur Freunde können die Bilder in einigen Fällen sehen, auch Mitschüler oder Fremde könnten auf die Fotos zugreifen, wenn die Privatsphäre-Einstellungen nicht eingegrenzt wurden. In Fällen von Kinderfotos sollte der Kreis derer, der die Bilder sehen kann, also möglichst klein gehalten werden, um Missbrauch, im schlimmsten Fall von pädophilen Personen, vorzubeugen. In sozialen Netzwerken wie Facebook ist dies in den Privatsphäre-Einstellungen möglich. Dort kann die Zielgruppe von Alben und Fotos eingeschränkt werden, auch nachträglich.

Gesetz zum Schutz der Privatsphäre

In Frankreich wurden im vergangenen Mai Gesetze beschlossen, um die Privatsphäre zu schützen. 45.000 Euro Strafe oder sogar ein Jahr Gefängnis droht Eltern, wenn sie Bilder ihrer Kinder auf Facebook veröffentlichen. Auch wenn Eltern in Deutschland noch keine Geldstrafen in dieser Höhe befürchten müssen, sollten sie immer erst überlegen, was ins Internet gestellt werden sollte und was besser nicht.

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