Kommentar zum Streit um den Kommunionempfang Sprengkraft

Meinung | Rom · Papst Franziskus will weg vom römischen Zentralismus. Das zeigt sich auch im aktuellen Streit der Bischöfe. Am Ende dieses langwierigen und reibungsvollen Prozesses wird die katholische Kirche eine andere sein, kommentiert GA-Korrespondent Julius Müller-Meiningen.

Es ist eine neue Methode, die am Donnerstag im Vatikan Premiere hatte. Sechs deutsche Bischöfe trafen sich mit Offiziellen der Vatikanbehörden, um eine komplexe Frage zu besprechen: Haben Bischofskonferenzen die Lehrautorität, um wesentliche Fragen des katholischen Glaubens und der Seelsorge selbst zu klären, ohne auf grünes Licht aus Rom zu warten?

Im aktuellen Fall geht es um die Zulassung evangelischer Ehepartner zur katholischen Kommunion. Die deutschen Bischöfe sind sich in dieser Frage nicht einig, sieben von ihnen baten deshalb den Vatikan in einem Protestbrief um Klärung.

Am Donnerstagabend hatte nun die neue katholische Methode Premiere im Vatikan. Sie lautet: Setzt euch produktiv selbst miteinander auseinander und wartet nicht mehr auf ein Machtwort von ganz oben!

Dieses neue Vorgehen ist gewöhnungsbedürftig für eine Kirche, die jahrzehntelang vom Hören auf die Obrigkeit lebte. Franziskus hat längst zu verstehen gegeben, welche Linie er sich für die Kirche wünscht. Der Papst will weg vom römischen Zentralismus und hin zu lokalen Lösungen, auch im vorliegenden Fall.

Dieser neue Kurs birgt Sprengkraft in sich, wie sich am Streit der deutschen Bischöfe zeigt. Am Ende dieses langwierigen und reibungsvollen Prozesses wird die katholische Kirche eine andere sein, nicht mehr die vermeintliche Einheit, sondern Vielfalt wären die Konsequenz.

Absolute Normen verlieren an Gewicht. Deshalb fällt es den Beteiligten so schwer, zu einer Einigung zu kommen.

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