80-Jähriger stirbt in überflutetem Keller Sommergewitter wüten in NRW

Bonn/Köln/Düsseldorf · Überflutete Straßen, vollgelaufene Keller, umgestürzte Bäume. In NRW haben die ersten Sommergewitter gewütet. Ein Mann stirbt in einem Keller, mehrere Menschen werden verletzt. Die Feuerwehren rücken zu hunderten Einsätzen aus.

Heftige Gewitter mit großen Regenmengen haben am Donnerstag in Nordrhein-Westfalen erhebliche Schäden angerichtet. Häuser und Straßen wurden überflutet, Unterführungen liefen voll. Bäume knickten um. Blitzeinschläge verursachten zahlreiche Brände. In Dülmen im Kreis Coesfeld starb ein 80-Jähriger im Keller bei Arbeiten gegen das eindringende Wasser.

Mehrere Menschen wurden verletzt. Die Feuerwehren rückten zu hunderten Einsätzen aus. Betroffen waren vor allem der Raum Köln/Bonn, das Bergische Land, das östliche Ruhrgebiet sowie das Münsterland. In Bochum fielen in zwei Stunden mehr als 70 Liter Regen auf den Quadratmeter.

Mehr als ein Dutzend Bahnstrecken wurde wegen Oberleitungsschäden sowie unter- und überspülter Gleise zeitweise gesperrt. Für den späten Abend erwarteten die Meteorologen eine weitere Unwetterfront mit erneut großen Regenmengen und schweren Gewittern. Am Freitag sollen die Temperaturen bei Regenschauern und vereinzelten Gewittern auf nicht mehr als 25 Grad steigen.

In Köln-Porz befreiten Einsatzkräfte einen Mann aus einer überfluteten Tiefgarage. Der 71-Jährige hatte seine Katze im Wasser gesucht. In Münster stürzte ein Baum um und traf ein fahrendes Auto mit vier Insassen und einen Rollerfahrer. Alle fünf Beteiligten wurden dabei verletzt.

In Remscheid stieg ein Bach über die Ufer und riss auf einem Firmengelände Öl mit sich. Die Feuerwehr kämpfte am Abend mit Ölsperren darum, dass das verschmutzte Wasser nicht in eine Talsperre läuft. In Essen überraschte das Unwetter junge Frauen bei einer Kanutour auf der Ruhr. Neun von ihnen flüchteten auf eine kleine Insel, wo die Feuerwehr sie später abholte.

Der Bahnverkehr wurde auf mehr als einem Dutzend Strecken lahmgelegt. Vor allem der Nahverkehr war betroffen. Auf mehreren Strecken kamen Ersatzbusse zum Einsatz. Wann die Sperrungen wieder aufgehoben werden sollten, war zunächst unklar. Betroffen waren unter anderem die Regionen Bonn, Gummersbach und Dortmund-Münster. Züge des Fernverkehrs verspäteten sich. Bei Königswinter wurde zeitweise die rechtsrheinische Strecke Niederdollendorf-Rhöndorf gesperrt.

Bei der Polizei Bonn gingen bis zum frühen Nachmittag allein mehr als 850 Notrufe ein. In Bad Godesberg wurde ein Straßentunnel der B9 gesperrt. Auch viele Unterführungen waren wegen der Wassermassen nicht passierbar. Ein Supermarkt wurde überschwemmt und in einem Bekleidungsgeschäft waren die Kunden zeitweise eingesperrt, weil sich die automatischen Türen wegen des Wassers nicht öffneten.

In einigen Straßenzügen fiel der Strom aus. In mehreren Kindergärten und Schulen entstanden Schäden. Besonders betroffen war die Gesamtschule in Bonn-Beuel. Im Magazin des Bonner Stadtarchivs wurden zahlreiche Bücher in Mitleidenschaft gezogen. Am Bonner Hauptbahnhof wurde eine Unterführung überschwemmt.

Der Straßenbahnverkehr wurde dort unterbrochen. Der Entsorgungsbetrieb Bonnorange kündigte eine Sperrmüll-Sonderschicht für Unwetter-Betroffene an. Polizei und Feuerwehr kämpften etwa auch im Rhein-Sieg-Kreis und im Rheinisch-Bergischen Kreis gegen die Wassermassen. Gullideckel wurden hochgespült. Erdreich rutschte ab. Auch die Autobahnauffahrt Lohmar-Nord zur A3 wurde überflutet.

Auch in Düsseldorf oder Dortmund schüttete es später wie aus Eimern, der Himmel wurde dunkler und dunkler. Passanten flüchteten sich in Geschäfte und unter Dächer. Es donnerte so heftig, dass einige junge Mädchen schrien.

In Bochum fiel besonders viel Regen. Zwischen 13 und 15 Uhr registrierte der Deutsche Wetterdienst dort insgesamt 73 Liter pro Quadratmeter. "Das ist schon wie Monsun in Indien", sagte Meteorologe Thomas Ruppert. Mehr als 350 Mal musste die Feuerwehr ausrücken. Die Einsatzkräfte retteten eine Rollstuhlfahrerin aus ihrer überfluteten Wohnung. Die Frau kam mit Verdacht auf Unterkühlung in ein Krankenhaus.

Bereits am Mittwochabend und in der Nacht auf Donnerstag hatte es erste Regionen in NRW getroffen. In Gütersloh standen nach Polizeiangaben rund 120 Keller und Tiefgaragen unter Wasser. Bäume stürzten um, Äste brachen ab. Im lippischen Lage kam ein 19 Jahre alter Autofahrer leicht verletzt davon, als er auf einer mit Schlamm verschmutzten Straße ins Schleudern kam und gegen einen Baum rutschte.

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