Mediamarkt und die "Männertage" Sexistische Reklame ruft Shitstorm hervor

Bonn · Eine sexistische Werbekampagne von Mediamarkt hat in den sozialen Medien scharfe Kritik hervorgerufen. Im Mittelpunkt: Männertage, Elektronik und Sophia Thomalla.

Witze über Männer und Frauen und deren angeblich "typische" Eigenheiten und Verhaltensweisen - man möchte gähnend fragen: Gibt's die eigentlich noch? Na klar, zumindest wenn man den Elektronikriesen Mediamarkt fragt. Dessen Kreativabteilung hat aus Anlass des Weltmännertages am 3. November eine groß angelegte Kampagne gestartet - und ist damit in den sozialen Medien auf viel Gegenwind gestoßen.

Dass der Weltmännertag eigentlich als Aktionstag zur Männergesundheit ins Leben gerufen wurde, hat man bei Mediamarkt entweder übersehen oder geflissentlich unter den Tisch fallen lassen und, statt etwa auf die immer noch deutlich niedrigere Lebenserwartung von Männern hinzuweisen, lieber auf Sophia Thomalla gesetzt. Die Schauspielerin, die schon in der Vergangenheit nicht zwingend als Vorkämpferin für Geschlechtergerechtigkeit von sich reden machte, prangt nun im knappen Oberteil auf einem Werbeplakat und verkündet folgende Weisheit: "An diesen Tagen streichelt er einfach alles, was Knöpfe hat." Gemeint sind die "Männertage", die Mediamarkt hochwissenschaftlich fundiert und zufälligerweise passend zur Verkaufsstrategie entdeckt hat: Stimmungsschwankungen nämlich, so hat eine eigens in Auftrag gegebene Studie zutage gefördert, treten gar nicht nur beim weiblichen Geschlecht auf, sondern - Potzblitz! - auch beim Manne. Und so wurden die "Männertage", mutmaßlich als Äquivalent zur weiblichen Periode, erfunden.

Und was hilft gegen die schlechte Laune? "Entspannung, Entertainment, Elektronik, Sport und Bier", lautet die natürlich ärztlich abgesegnete Empfehlung seitens Mediamarkt: "Dr. Wimmer" (hier bitte schmunzeln!) rät dazu, "shoppen zu gehen", aber natürlich "vor allem richtige Männersachen - zum Beispiel einen neuen Akkuschrauber oder ein neues Tablet". Das gibt's dann praktischerweise beim freundlichen roten Elektromarkt um die Ecke - wer hätte das gedacht?

"Der Mario Barth unter den Elektronik-Händlern"

Inwieweit die ausgefeilte Werbestrategie aufgeht, ist bisher nicht abzusehen - deutlich sichtbar ist hingegen der Shitstorm, der sich nach Veröffentlichung der Plakate über Mediamarkt zusammenzog. User "Korallenherz" postete ein Foto der Thomalla-Reklame und sammelte fassungslose bis angeekelte Kommentare ein: "Seximus in 2018. Meine Fresse", schrieb einer, ein anderer fragte die Urheber direkt: "Für wie primitiv haltet ihr eigentlich eure Zielgruppe?" "Media Markt, der Mario Barth unter den Elektronik-Händlern", watschte ein weiterer User den wenig innovativen Geschlechter-Humor des Konzerns ab.

Auffällig dabei: Vor allem Männer kritisieren die Kampagne. Auch ein anderes Plakat wird sprichwörtlich zerrissen. Auf ihm wird Schauspieler Jürgen Vogel das originelle Zitat zugeschrieben: "Männer haben auch Gefühle: Ich hab das Gefühl, ich brauch 'ne Playstation." "Weil nur Männer zocken, oder was?", fragt "Korallenherz". Andere Twitterer fragen sich sarkastisch, was Mediamarkt denn wohl für Frauen zu bieten habe, und beantworten die Frage gleich mit: "Bügeleisen, Bügelbretter, Küchenmaschinen, Trockner und vor allem Körperfettwaagen. Mensch, die Möglichkeiten sind doch unbegrenzt. Die Werber brauchen wohl jemanden, der ihnen auf die Sprünge hilft." Letzteres ist wohl nicht von der Hand zu weisen.

Eine öffentliche Stellungnahme zu den kritischen Äußerungen gibt es von Mediamarkt nicht. Auf einen Tweet antwortete das Unternehmen allerdings auf seinem Twitter-Kanal mit: "Hast du auch deine Tage?"

Auf Anfrage des GA sagte eine Sprecherin: "Die Kampagne soll ganz im Sinne des Mottos „Hauptsache Ihr habt Spaß" ausschließlich Spaß machen und Unterhaltung bereiten." Überwiegend werde die Kampagne im Netz positiv aufgefasst und "der Humor so verstanden, wie er gemeint ist: leicht provozierend, aber immer mit einem Augenzwinkern". Wer die Witze also nicht lustig findet, hat sie vermutlich einfach nicht verstanden.

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