Arbeit an Flüssen und Seen Rettungsschwimmer fordern Einsatz von Drohnen

KREFELD · In NRW sind im vergangenen Jahr 55 Menschen in Seen und Flüssen ertrunken. Rettungsschwimmer fordern für ihre Arbeit nun den flächendeckenden Einsatz von Drohnen. Die Stadt Krefeld leistet Pionierarbeit.

Michael Grohe arbeitet meist dann, wenn andere ihre Freizeit genießen. An Wochenenden und Feiertagen passt der ehrenamtliche Rettungsschwimmer auf, dass niemand in Not gerät. Grohe ist einer von rund 6500 ehrenamtlichen Rettungsschwimmern der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) in NRW. Seine Schicht am Rhein dauert von 9 bis 19 Uhr. Im Hochsommer, wenn es lange hell ist, auch länger. Auch wenn vor dem Baden im Rhein gewarnt wird, sind Grohe und seine Kollegen ständig auf dem Rhein unterwegs, um Leben zu retten.

Aber die Zahl der Rettungsschwimmer nimmt seit Jahren ab. Daher wünscht sich Grohe mehr technische Unterstützung zur Gewässerüberwachung. "Es wäre gut, wenn wir flächendeckend Drohnen an Flüssen wie dem Rhein und Badeseen einsetzen könnten", sagt er. "Das würde Leben retten."

Obwohl die technischen Voraussetzungen für den Einsatz von Drohnen zur Überwachung von Seen und Flüssen längst gegeben sind und auch über den Nutzen keine Zweifel bestehen, kommen die unbemannten Flugobjekte in diesem Bereich bislang kaum zum Einsatz. Die Wasserwacht des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Krefeld gehört landesweit zu den Pionieren auf diesem Gebiet. Auch eine Staffel der DLRG in Köln soll über eine Drohne verfügen. "Wir setzen sie als Rettungsgerät ein. Damit können wir im Ernstfall, schnell einen Überblick über ein unübersichtliches Einsatzgebiet bekommen", sagt Christian Reuter von der DRK-Wasserwacht in Krefeld.

Dort sind zwei sogenannte Multicopter vom Typ Micro-UAV Typhoon Einsatz. Sie verfügen neben einer hochauflösenden 4K-Kamera auch über eine Wärmebildkamera, so dass sie auch im Dunkeln Menschen ausfindig machen können. Die Drohne ist speziell für die Suche von Menschen ausgestattet. "Gerade in großen Gewässern können unsere Retter so viel schneller zu den Ertrinkenden kommen", sagt Reuter. Das ferngesteuerte Flugobjekt wiegt weniger als zwei Kilogramm, passt in einen Rucksack und ist nach wenigen Handgriffen einsatzbereit. Kostenpunkt: pro Stück 2500 Euro.

55 Menschen in NRW im vergangenen Jahr ertrunken

Dass Drohnen bislang nur punktuell zur Gewässerüberwachung eingesetzt werden, liegt auch an diesen Kosten, die für die überwiegend freiwilligen Rettungsschwimmer von DLRG und DRK nicht zu stemmen sind. Daher sollte die Politik tätig werden. "Es wäre doch ein Leichtes für die öffentliche Hand, für bestimmte Standorte entlang des Rheins Drohnen anzuschaffen, deren Einsatz im Ernstfall Leben retten könnte", sagt Grohe. Auch beim DLRG-Bundesverband heißt es: "Der Drohneneinsatz ist eine Innovation, die die Zahl der Ertrinkungstoten ganz erheblich senken kann. Sie werden eine wichtige Rolle in der Rettungsarbeit spielen."

In Nordrhein-Westfalen sind im vergangenen Jahr 55 Menschen ertrunken. Bundesweit registrierten die Behörden insgesamt 404 Todesfälle durch Ertrinken. Unter den Toten in NRW waren drei Kinder unter elf Jahren. 27 Menschen ertranken in einem Fluss, elf in einem See oder Teich und zehn in einem Kanal. In einem Schwimmbad kamen drei Menschen ums Leben. Die anderen ertranken in einem Bach, einem Hafen oder einem Garten. "Viele unterschätzen einfach die Risiken der hiesigen Gewässer. Flüsse wie der Rhein oder Baggerseen sind gefährlich", so DLRG-Sprecher Grohe. "Manchmal vergeht wertvolle Zeit mit der Suche nach der vermissten Person. Mit einer Drohne könnte man mit Sicherheit schneller suchen und fündig werden", sagt er.

Beim DLRG arbeitet man gerade einen Plan aus, wie man die Flugobjekte künftig entsprechend einsetzen kann. In einem Positionspapier dazu heißt es, dass der Einsatz von Drohnen in der DLRG aktuell nur für die Aufklärung und Suche sowie zur technischen Unterstützung möglich sei - und dass sie noch nicht ausgereift seien für eine aktive Rettung. Folgende Einsatzoptionen seien demnach grundsätzlich sinnvoll: Erkundung im Rettungsdienst sowie beim Zivil- und Katastrophenschutz, bei Sucheinsätzen an Seen und Flüssen.

Erstmals werden Drohnen in diesem Sommer auch am Meer eingesetzt. Die DRK-Wasserwacht hat zur Überwachung der Ostseestrände Mecklenburg-Vorpommerns 18 Drohnen angeschafft. "Sie können einen Schlauch transportieren, der bei Notfällen abgeworfen wird und sich selbst innerhalb von Sekunden aufbläst", sagt eine DRK-Sprecherin. "Solche Drohnen könnte man problemlos auch entlang des Rheins fliegen lassen."

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