Kommentar zum Urteil gegen Jameda Nicht umsonst

Meinung | Bonn · Jameda ist ein Bewertungsportal für Ärzte. Jeder kann die Leistungen und Behandlungen bewerten, sie sind öffentlich im Netz einsehbar. Doch wenn es etwas umsonst gibt, sollte man misstrauisch sein, kommentiert GA-Chefredakteur Helge Matthiesen.

Wenn es etwas umsonst gibt, und sei es ein guter Rat, dann schadet Misstrauen eigentlich nie. Der Bundesgerichtshof hat diese schlichte Erkenntnis noch einmal unterstrichen und das Geschäftsmodell des Bewertungsportals Jameda aus den Angeln gehoben. Dort darf jeder die Leistungen eines Arztes bewerten. Ob die Behauptungen stimmen, ob die Behandlung überhaupt stattgefunden hat, bleibt offen. Pöbler haben eine weite, freie Bahn.

Perfide ist das Geschäftsmodell des vermeintlich neutralen Portals. Wer sich dort mit Werbung platziert, hat offenkundig ein paar Vorteile. Wer nicht zahlt, kämpft oft vergeblich gegen negative Bewertungen, für die es keinen Nachweis gibt, und muss außerdem noch Werbung der bezahlenden Kollegen auf seiner Seite hinnehmen.

Man darf das für eine moderne Form des Ablasshandels halten oder einfach für Erpressung: Seriös ist das jedenfalls nicht. Die Neutralität, die ein Vergleichsportal wertvoll machen würde, ist offenkundig nicht gegeben, auch wenn Jameda das Gegenteil behauptet. Es ist verblüffend, dass es erst einer Entscheidung des Bundesgerichtshofs bedurfte, um Grenzen zu setzen.

Jameda ist nicht allein. Andere Verbraucher- und Vergleichsportale verdienen an der Vermittlung von Verträgen oder Waren, die sie selbst als Testsieger herausgestellt haben, gegen Geld selbstverständlich. All das ist am Ende zum Nachteil des Verbrauchers. Der kann sich wehren, indem er seriöse Quellen nutzt. Die Stiftung Warentest ist eine. Dort kostet der gute Rat Geld. Aber er ist eben auch etwas wert.

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