Den Nachwuchs im Blick Max-Ophüls-Festival endet mit Preisverleihung

Saarbrücken · Es ist ein Karriere-Sprungbrett für den deutschsprachigen Filmnachwuchs: das Festival Max Ophüls Preis. In Saarbrücken gab es 16 Auszeichnungen, Preisgelder von fast 119 000 Euro und gerührte Nachwuchsfilmer.

 Die Preisträger Simon Frühwirth, Joy Alphonsus, und Susanne Heinrich in Saarbrücken.

Die Preisträger Simon Frühwirth, Joy Alphonsus, und Susanne Heinrich in Saarbrücken.

Foto: Oliver Dietze

Der Film "Das melancholische Mädchen" (Deutschland 2019) von Susanne Heinrich hat beim 40. Filmfestival Max Ophüls Preis (MOP) in Saarbrücken am Samstagabend gleich zweimal gewonnen: den mit 36 000 Euro dotierten Hauptpreis für den besten Spielfilm und den Preis der ökumenischen Jury. Der Film erzählt von einem Mädchen, das in der Großstadt auf der Suche nach einem Schlafplatz ist.

Der Preis für den Besten Spielfilm geht laut Jury "an ein Filmkunstwerk, das in beschwingtem und elegantem Ton, mit präzisen analytischen Worten und in pastellfarbenen minutiös durchgestalteten Bildern die Odyssee einer jungen Frau im Dazwischen des postmodernen Kultur- und Identitätsüberflusses erzählt." Mit ironischer Genauigkeit und humoriger Schlagfertigkeit treffe der Film in seiner Übersetzung feministischer Theorien pausenlos den Nagel auf den Kopf.

Das Filmfestival Max Ophüls Preis gilt als das wichtigste Festival für den jungen deutschsprachigen Film und steht für die Entdeckung junger Talente aus Österreich, Deutschland und der Schweiz. Insgesamt wurden am Samstagabend 16 Auszeichnungen mit Preisgeldern in einer Gesamthöhe von 118 500 Euro verliehen.

Ebenfalls zwei Preise - für die beste Regie (11 000 Euro) und den Fritz-Raff-Drehbuchpreis (13 000 Euro) - erhielt "Cronofobia" (Schweiz 2018), die poetische Chronik einer unmöglichen Liebe. Das Drehbuch schrieb Daniela Gambaro mit Francesco Rizzi, der auch Regie führte.

Til Schweiger ("Der bewegte Mann", "Keinohrhasen", "Honig im Kopf") übergab die beiden Preise für den besten Schauspielnachwuchs an Simon Frühwirth ("Nevrland") und Joy Alphonsus ("Joy"). Schweiger erinnerte daran, dass er 1993 beim Max Ophüls Festival selbst als bester Nachwuchsdarsteller ("Ebbies Bluff") ausgezeichnet worden war und dies das "Opening" für seine Karriere bedeutet habe. Seiner Ansicht nach ist die heutige Generation junger Schauspieler besonders breit gefächert und weist eine hohe Leistungsdichte auf.

Auch die beiden Filme, in denen die Newcomer gespielt hatten, wurden ausgezeichnet: "Nevrland" (Österreich 2019, Regie Gregor Schmidinger) erhielt den Preis der Jugendjury, "Joy" (Österreich 2018, Regie Sudabeh Mortezai) den Preis für den gesellschaftlich relevanten Film.

Der Publikumspreis Spielfilm ging an "Kaviar" (Österreich 2019) von Elena Tikhonova. Als bester Dokumentarfilm wurde "Hi, A.I." (Deutschland 2019 von Isa Willinger) ausgezeichnet, den erstmals verliehenen Publikumspreis Dokumentarfilm erhielt "Congo Calling" (Deutschland 2019) von Stephan Hilpert. Bester Kurzfilm war "Boomerang" (Österreich 2018, Kurdwin Ayub), bester mittellanger Film "Label me" (Deutschland 2019, Kai Kreuser).

Bereits am Montag war Schauspielerin Iris Berben für ihre Verdienste um den Filmnachwuchs mit dem Ehrenpreis des MOP ausgezeichnet worden.

Hauptpreis-Trägerin Susanne Heinrich (33) beeindruckte das Publikum zum Abschluss der zweieinhalbstündigen Preisverleihung mit einer bewegenden Rede und zitierte "das melancholische Mädchen" aus ihrem Film, das an einer Stelle sage: "In der Diktatur der Selbstverwirklichung sind alle Künstler. Deswegen hat sich der Geist der Revolution aus der Kunst zurückgezogen." Sie hoffe jedoch, dass dies nicht so sei und wolle weiter an die Kunst glauben, so Heinrich. Wenn es irgendeinen Auftrag gebe, dann vielleicht den, das Kino neu zu erfinden. "Dafür trete ich an", bilanzierte sie und wandte sich an ihre Kollegen: "Und ich hoffe, Ihr mit mir. Lasst uns neue Bilder finden!"

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