Dritter Toter identifiziert Matrose starb bei BASF-Unfall

Ludwigshafen · Der Chemieunfall bei der BASF war kaum zu übersehen. Eine riesige Rauchwolke zog über Teile von Mannheim und Ludwigshafen hinweg. Auch der dritte Tote ist nun identifiziert.

Die Feuerwehr hat nach dem Explosionsunglück bei der BASF in Ludwigshafen nach eigenen Angaben in den angrenzenden Stadtteilen keine Schadstoffe in gefährlicher Konzentration gemessen. Das sagte der Ärztliche Leiter des Gesundheitsamtes, Thomas Bienert, bei der Vorstellung der Messergebnisse am Freitag in Ludwigshafen. Der höchste Wert des krebserregenden Stoffes Benzol, der außerhalb der Unglücksstelle festgestellt worden sei, habe immer unterhalb des Akzeptanzwertes für Arbeitsplätze von 200 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft gelegen. „Insgesamt war das, was gemessen werden konnte, extrem gering.“ Bei Gemüseproben aus der Umgebung wurden nach Angaben des Umweltministeriums in Mainz keine gefährlichen Rückstände entdeckt.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace kritisierte, dass die Feuerwehr die Messergebnisse erst vier Tage nach dem Unglück veröffentlichte. Das mache misstrauisch, meinte eine Sprecherin, die eigene Ergebnisse ankündigte. Der Ludwigshafener Feuerwehrdezernent Dieter Feid (SPD) wies den Vorwurf zurück. Man gehe an die Öffentlichkeit, sobald die Daten aufbereitet seien. Der Leiter der Staatsanwaltschaft Frankenthal, Hubert Ströber, sagte unterdessen mit Bezug auf eine Zeugenaussage, vor dem Unglück habe eine Fremdfirma an einer Rohrleitung gearbeitet, um ein Teil davon auszutauschen.

30 Menschen verletzt

Wie vermutet starb bei der Explosion auch der Matrose eines Tankschiffes. Das habe die Obduktion einer im Landeshafen Nord entdeckten Leiche ergeben, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitag mit. Auch zwei Mitarbeiter der Werksfeuerwehr waren bei dem Unglück vom Montag ums Leben gekommen. Laut BASF wurden insgesamt 30 Menschen verletzt, acht von ihnen schwer. Sechs liegen Feid zufolge noch auf der Intensivstation. Bei dem anschließenden, stundenlangen Brand war eine riesige schwarze Rauchwolke entstanden. Die Menschen in den umliegenden Gebieten wurden aufgerufen, zu Hause zu bleiben und Fenster und Türen geschlossen zu halten. Laut BASF brannten unter anderem Rohrleitungen mit Ethylen und Propylen.

Nach Angaben von Bienert war der Benzolwert in den ersten Stunden nach dem Unglück vom Montag etwas erhöht, aber nach mehr als 24 Stunden nicht mehr nachweisbar. Nach Benzol habe man am genauesten geschaut, weil es „das Gefährlichste“ sei. Dass mehrere Menschen über Reizungen von Augen und Atemwegen geklagt hatten, bei genaueren Messungen dann aber keine erhöhten Werte festgestellt worden waren, erklärte Bienert damit, dass die Schadstoffe „schwallartig“ aufgetreten seien. Der Wind habe sie schnell weitergetrieben.

Greenpeace-Chemikerin Christiane Huxdorff sagte, es sei wichtig, dass unabhängige Experten die messergebnisse auswerteten. „Bei Bränden kann eine besondere Gefahr von chlorierten Kohlenwasserstoffen ausgehen, die durch die üblichen Messstationen unzureichend erfasst werden.“ Greenpeace habe Proben an ein unabhängiges Labor gegeben.

Alle Proben unauffällig

Zu den Gemüseproben teilte das Umweltministerium mit, sie stammten von Feldern bei Frankenthal und seien vom Landesuntersuchungsamt auf Rußablagerungen und gesundheitsschädliche Verbrennungsrückstände beziehungsweise polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe hin untersucht worden. Letztere entstünden bei Verbrennungsprozessen und könnten Krebs auslösen. „Alle Proben sind sensorisch und chemisch unauffällig“, sagte Umweltstaatssekretär Thomas Griese (Grüne). Dennoch sollten Obst und Gemüse vor dem Verzehr grundsätzlich gründlich gewaschen oder geschält werden, riet er. Der Großteil der Felder ist laut Ministerium zurzeit aber ohnehin nicht bewirtschaftet, das meiste Gemüse sei bereits geerntet.

Kurz vor der schweren Explosion hat der Staatsanwaltschaft zufolge eine Fremdfirma an einer Rohrleitung gearbeitet. Die Firma sollte ein Teil austauschen, wie der Leitende Oberstaatsanwalt Ströber in Bezug auf Aussagen eines Firmenmitarbeiters sagte. „Dieses Rohr soll ohne Inhalt gewesen sein.“

Darüber habe es eine schriftliche Bestätigung der BASF gegeben, die Arbeiter hätten sich aber auch mit einer Probebohrung davon überzeugt, dass sich keine Restprodukte in dem Rohr befunden hätten. Dann sei das Rohr durchtrennt worden. „Es kam zu einer Explosion, und einer der Arbeiter, der an diesem Rohr gearbeitet hat, der wurde von Feuer erfasst“, gab Ströber die Aussage wieder.

Nun müsse weiter untersucht werden, wie dies passieren konnte. Um was für eine Leitung es sich gehandelt habe und wo diese genaue liege, habe der Zeuge nicht eindeutig beschrieben. (dpa)

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