"Alphatier" und "Sexy" Marius Müller-Westernhagen wird 70

Berlin · Kumpel und Rocker: Marius Müller-Westernhagen blickt auf eine beispiellose Musikerkarriere zurück. Jetzt wird er 70.

 Marius Müller-Westernhagen wird 70.

Marius Müller-Westernhagen wird 70.

Foto: Tim Brakemeier

Nein, ein alternder Popstar wolle er nicht werden. "Um Gottes willen, das ist unwürdig! Man darf eine Karriere nicht auf Ruhm und Erfolg bauen, die sind vergänglich", hatte Marius Müller-Westernhagen gesagt, als er im vergangenen Jahr mit dem - inzwischen abgeschafften - Echo für sein Lebenswerk geehrt wurde.

Dann gab er im Zuge der Antisemitismus-Debatte um den Echo alle seine sieben Preise aus Protest zurück. "Ich muss mich in meiner Arbeit erkennen, dann weiß ich, dass ich wahrhaftig bin, unabhängig davon, ob mich die Leute bejubeln oder verdammen." An Jubel hat es dem Rockstar nie gemangelt.

Ob Westernhagen zu seinem 70. Geburtstag an diesem Donnerstag (6. Dezember) auf seine Karriere blickt, auf die vollen Stadien und die Begeisterung seiner Fans, ist schwer zu sagen. Für ein Gespräch war er nicht erreichbar, auch Anrufe an sein Management nutzten nichts. "Der 6. Dezember ist für mich nur ein weiterer Tag in einem nach wie vor aufregenden Leben", hatte er an seinem 65. gesagt. Daran dürfte sich wenig geändert haben.

Noch im August war Westernhagen bei seiner "Unplugged"-Tour quer durch Deutschland gereist. Ob "Alphatier" oder "Sexy" - die unverstärkten Versionen der Westernhagen-Hits kamen genauso gut an wie die elektrischen. Neben ihm ist auch Lindiwe Suttle aufgetreten, Westernhagens Frau, die er 2017 geheiratet hat.

Mehr als ein halbes Jahrhundert ist es her, da begann "MMW" seine Karriere. Der Sohn des Schauspielers Hans Müller-Westernhagen, der als Marius in Düsseldorf auf die Welt kam, als sein Vater gerade im Drama "Marius" spielte, entdeckte zunächst die Theaterbühne. 1963 spielte er seine erste Hauptrolle in einem Fernsehfilm ("Die höhere Schule").

Bis 1987 spielte Westernhagen in 25 Filmen mit, etwa als Sprücheklopfer aus dem Ruhrpott in "Theo gegen den Rest der Welt". Mit einer Persiflage auf Paul McCartneys "Give Ireland Back to the Irish" sorgte er mit "Gebt Bayern zurück an die Bayern" für Aufsehen, 1975 folgte das Debütalbum und später die Empörung über sein Lied "Dicke". Mit Alben wie "Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz", "Sekt oder Selters" und "Stinker" zeigte er seine Qualitäten als Textschreiber und Rock'n'Roller.

Irgendwann fiel der "Müller" weg - Westernhagen wurde mit Alben wie "Westernhagen", "Halleluja", "JaJa", "Affentheater" und "Radio Maria" zum Superstar. Er füllte Stadien, der Theo-Kumpeltyp mutierte zum "Armani-Rocker", wie die "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" schrieb.

Auch nach den Sturm-und-Drang-Jahren sieht sich Westernhagen weiter als Aufklärer. Er habe sich stets als "Hofnarren" gesehen und wolle der Gesellschaft den Spiegel vorhalten, sagte er im Interview im vergangenen Jahr. "Das hat sehr viel zu tun mit Liebe und Empathie für die Menschen, die bereit sind, mir zuzuhören."

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