Tourismus auf den Balearen Mallorca tritt auf die Bettenbremse

Madrid · Ein Besucherrekord jagt den nächsten, doch die Balearen wollen nicht noch mehr Touristen. Deshalb soll es nicht noch mehr Unterkünfte auf der beliebten Urlaubsinsel geben, und die Regierung sagt illegalen Vermietern den Kampf an.

 Volle Strände: Nicht nur in Arenal tummeln sich Touristenmassen. Mallorca steuert auf einen Besucherrekord zu.

Volle Strände: Nicht nur in Arenal tummeln sich Touristenmassen. Mallorca steuert auf einen Besucherrekord zu.

Foto: picture alliance / dpa

Das spanische Ferienparadies Mallorca zieht die Notbremse und begrenzt von sofort an die Zahl der Urlauber, die sich gleichzeitig auf der Insel aufhalten können. Damit soll die Überfüllung der beliebtesten Urlaubsinsel Europas verhindert werden, die derzeit einen historischen Boom erlebt.

„Wir können nicht weiter wachsen“, sagte der Fremdenverkehrsminister der Balearischen Inseln, Biel Barceló, bei der Verabschiedung des Urlauberlimits im Regionalparlament. „Jetzt ist Schluss mit der grenzenlosen Zunahme des Tourismus.“ 2016 machten fast elf Millionen Menschen auf Mallorca Urlaub, dieses Jahr wird wieder ein Rekord erwartet. Mehr sollen es nun – zumindest in der Hochsaison – nicht mehr werden. Der Ansturm hat zunehmend Umweltprobleme wie Verkehrsstaus und Trinkwasserknappheit zur Folge. Auch wächst das Unbehagen der einheimischen Bevölkerung, die gegen die Auswüchse des Massentourismus protestiert.

Da man niemandem verbieten kann, auf die Insel zu reisen, wird die Touristen-Obergrenze über eine sogenannte Bettenbremse gesteuert: Die Menge der Gästebetten in Hotels und Privatunterkünften – geschätzt mehr als 400 000 – wird nicht mehr erhöht. Mittelfristig könnten sogar durch regulierende Maßnahmen bis zu 100 000 Fremdenbetten auf Mallorca abgebaut werden, sagte Barceló.

Das neue Tourismusgesetz, welches von der progressiven balearischen Regionalregierung aus Sozialisten und der linken Öko-Inselpartei Més beschlossen wurde, gilt auch für Mallorcas Nachbarinseln Ibiza, Menorca und Formentera. Mit dem Gesetz wird zudem der illegalen Ferienvermietung der Kampf angesagt. Privatvermieter, die ohne Lizenz Wohnungen, Villen und Fincas vermieten, müssen mit bis zu 40 000 Euro Strafe und mit der Zwangsschließung ihres Vermietungsgeschäftes rechnen.

Hohe Strafen

Noch höher ist die Strafandrohung für Vermietungsplattformen im Internet wie Airbnb oder Homeaway, die mit bis zu 400.000 Euro Geldbuße belegt werden können, wenn sie nicht helfen, den Vermietungsschwarzmarkt auszutrocknen. In allen Vermietungsanzeigen in diesen Webportalen muss künftig die offizielle Lizenznummer erkenntlich sein – wenn nicht, hagelt es Strafen für die schwarzen Schafe.

Die Zahl der privaten Ferienunterkünfte auf den Balearen ist in den vergangenen Jahren explodiert. Angebote, die für Familien und Freundesgruppen oft günstiger sind als Hotels, erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Nahezu ein Drittel aller Mallorca-Besucher schläft nicht mehr im Hotel. Viele dieser Unterkünfte werden „schwarz“ vermietet. Schätzungen gehen davon aus, dass es auf Mallorca mindestens 100 000 illegale Gästebetten gibt.

Die Inselregierung verhängte ein Moratorium. Bis zum Sommer 2018 will man keine neue Vermietungserlaubnis vergeben. Bis dahin sollen Städte und Dörfer festlegen, in welchen Gebieten noch eine private Ferienvermietung erwünscht ist. Hintergrund ist die Explosion der Immobilienpreise in Urlaubshochburgen wie Palma oder Ibiza-Stadt, wo immer mehr Privatwohnungen in Ferienunterkünfte umgewandelt werden und die einheimische Bevölkerung verdrängt wird.

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