Kommentar zur Debatte um die Freigabe von Cannabis Legalisiert es richtig

Meinung | Bonn · Die Entkriminalisierung von Cannabis in Kanada hat auch die Debatte in Deutschland angestoßen. Die Begründungen der Politik und Krankenkassen ist allerdings wenig fundiert, kommentiert GA-Volontärin Katharina Weber.

Die Heuchelei, mit der Cannabis in Deutschland behandelt wird, ist für alle, die sich intensiv damit auseinander gesetzt haben, schwer zu ertragen. Zwar können Ärzte entscheiden, Cannabis zu verschreiben, doch lehnen die Krankenkassen geschätzt ein Drittel der Anträge auf Kostenerstattung ab. Das hebelt die Therapiehoheit der Ärzte faktisch aus.

Wenn sie Cannabis denn überhaupt verschreiben. Mediziner klagen, das sei zu gefährlich, es gebe keine Forschungsgrundlage, die die Wirksamkeit belegt. Währenddessen gehen täglich Medikamente mit Dutzenden bekannter Nebenwirkungen über den Tresen. Außerdem: Dass keine Beweise vorliegen, heißt nicht, dass es sie nicht gibt. Es war einfach schwierig, eine weltweit illegale Droge zu erforschen. Trotzdem gibt es durchaus Studien mit aussichtsreichen Befunden. Die Pharmaindustrie hat sie nur größtenteils ignoriert. Zu stark überstrahlt das Stigma der Droge das Potenzial als Heilmittel.

Wenn wir schon bei Reformen sind, sollte der private Gebrauch für Erwachsene ab 21 legalisiert werden - auch ohne medizinische Indikation. Verbote machen das Verbotene nur interessanter, wie die Prohibition in den USA der 1920er zeigte. Vielen Konsumenten bliebe ein unnötiger Eintrag im Führungszeugnis erspart, viel Raum würde bei der Polizei frei, echte Verbrechen zu bekämpfen.

Heutzutage fließt in den USA ein Teil der Steuereinnahmen durch Cannabis in Suchtprogramme und Prävention. Für einen aufgeklärten Umgang. Und um Jugendliche zu schützen, denen Cannabis wirklich schaden kann.

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